: Polizei will Verbrechen vorhersagen
PRÄVENTION Die niedersächsische Polizei testet eine Software zur Vorhersage von Wohnungseinbrüchen und Autodiebstählen. Datenschützer warnen vor Stigmatisierung von bestimmten Stadtteilen
Die Polizei in Hannover will künftig mit einer Software Verbrechen vorhersagen und vereiteln. Diese Software, die auch in anderen Bundesländern getestet wird, basiere laut Polizei auf der Annahme, dass Verbrecher stets nach ähnlichem Muster vorgehen. So kehrten Einbrecher oder Autoknacker regelmäßig in die gleiche Gegend zurück, weil sie Fluchtwege und die Gewohnheiten der Menschen bereits kennen. Demzufolge ließe sich Kriminalität mit einem Algorithmus berechnen und in den Gebieten, für die der Computer eine hohe Wahrscheinlichkeit für Straftaten berechnet, könne die Polizei dann in Zukunft vermehrt Streife fahren.
Bei dem Projekt der Zentralen Polizeidirektion und des Landeskriminalamtes seien wichtige Fragen ungeklärt, kritisierte die Landesbeauftragte für den Datenschutz, Barbara Thiel, am Montag. Das sogenannte „Predictive Policing“ dürfe nicht zu einer Stigmatisierung von Wohngebieten und deren Einwohnern führen. Für das Projekt zur Vorhersage von Wohnungseinbrüchen, das von April bis September vergangenen Jahres lief und jetzt noch ausgewertet wird, war das Stadtgebiet Hannover in mehr als 5.000 Felder der Größe von 150 mal 150 Meter aufgeteilt worden. Das geht aus den Antworten des Innenministeriums auf eine kleine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion hervor. Ein Folgeprojekt ist bereits geplant.
Das Landeskriminalamt hingegen betonte, in dieses Modell seien überhaupt keine personenbezogenen Daten eingeflossen. In anderen Bundesländern hätten ähnliche Programme zur Verbrechensvorhersage keine Bedenken der dortigen Datenschützer ausgelöst.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) befürwortet den neuen Weg der Verbrechensbekämpfung, der bereits in Bayern, Bremen und Nordrhein-Westfalen erprobt werde. „Es spricht nichts gegen ein solches Pilotprojekt, solange dem Datenschutz Genüge getan wird und es nicht zulasten des Personals bei der Polizei geht“, sagte GdP-Landeschef Dietmar Schilff. Allerdings müsse auch ein solches Pilotprojekt für die Bevölkerung so transparent wie möglich dargestellt werden. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen