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Politik beklagt negatives Islambild

Muslime werden zu einseitig und zu oft im Zusammenhang mit Fanatismus dargestellt, kritisieren Politiker aller Parteien. Medien und die Politik selbst müssten differenzieren

BERLIN epd ■ Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht im Gefühl vieler Muslime, ausgegrenzt und abgelehnt zu werden, eines der zentralen Probleme der Integrationspolitik. „Muslime sind Teil der Gesellschaft und der gemeinsamen Zukunft“, sagte er am Mittwoch in Berlin auf einer Fachkonferenz zum Islambild in Deutschland. Der Islam werde in der Bevölkerung immer stärker mit Fundamentalismus und Fanatismus gleichgesetzt.

Die Massenmedien spielen nach Ansicht des Innenministers eine zentrale Rolle bei der Integration von Muslimen. Die aktuelle Berichterstattung konzentriert sich nach Ansicht der Medien-Arbeitsgruppe der Deutschen Islam-Konferenz zu sehr auf Gewaltthemen, wenn es um den Islam geht.

In der Öffentlichkeit schafften es vor allem konservative Kräfte, sich als „Gesicht des Islam“ zu präsentieren, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün. Sie forderte, mehr liberale Muslime an der Deutschen Islam-Konferenz teilnehmen zu lassen als bisher. Auch Kristina Köhler von der CDU nannte es problematisch, vom Islam zu sprechen, als handle es sich um eine einheitliche Religion. Die muslimischen Verbände in Deutschland seien „unglaublich unterschiedlich“. Zugleich forderte sie aber auch, nicht jede kritische Anmerkung gleich als Islamophobie abzutun. So müsse man beim Streit um einen Moscheebau unterscheiden zwischen eindeutig rassistischen Kommentaren von jenen, die den Islam generell ablehnen, und Kritikern, die hinter dem Bau von Moscheen den Ausbau eines Machtanspruchs oder ein politisches Symbol befürchten.

Der Grünen-Abgeordnete Omid Nouripour forderte, in der Politik müsse mehr auf Pauschalisierungen verzichtet werden. So würden in der Debatte um Zwangsverheiratungen oft fälschlich arrangierte Ehen und sogenannte „Importbräute“ mit erzwungenen Ehen gleichgesetzt. Sevim Dagdelen von der Linksfraktion kritisierte, beim Wahlkampf von Roland Koch sei das negative Islambild vieler Deutscher zum Stimmenfang missbraucht worden. Gegen diesen Wahlkampf hatte sich auch Schäuble nicht gewandt.

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