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Schwere Gefechte im Libanon dauern an

Schon über 50 Tote bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah und Anhängern der Regierung. Gestern weitere Kämpfe in Tripoli. Lage in der Hauptstadt Beirut normalisiert sich wieder. Arabische Liga soll vermitteln

KAIRO taz ■ Die Kämpfe im Libanon flammen immer wieder auf. Auch am fünften Tag hat das von der Hisbollah angeführte Oppositionsbündnis die bewaffneten Auseinandersetzungen mit Anhängern der prowestlichen Regierung des Premiers Fuad Siniora weitgehend für sich entschieden. Vor allem in der Region Aely, einer Hochburg des Drusenführers Walid Dschumblat, waren bereits am Sonntag die Verteidigungslinien gegen die anrückenden Hisbollah-Kämpfer und eine andere Drusenmiliz, die der Opposition angehört, schnell zusammengebrochen. Dschumblat rief seine Anhänger im libanesischen Fernsehen LBC auf, ihre Positionen aufzugeben.

Wie bereits zuvor nach Kämpfen in anderen Teilen des Landes übergab die Opposition ihre eroberten Stellungen an die reguläre Armee, die sich bisher aus den Kämpfen herausgehalten hat. Gleiches war schon am Wochenende im Zentrum Beiruts geschehen, wo sich das Leben am Montag wieder normalisierte, nachdem sich die Hisbollah-Kämpfer zurückgezogen hatten und die Armee eingerückt war.

Am Wochenende war es auch in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli und in den Bergen in Mount Lebanon zu bewaffneten Auseinandersetzungen gekommen. In Tripoli gab es am Montag weitere Gefechte. Beide Seiten werfen einander vor, die Kämpfe provoziert zu haben. Bei den schwersten Auseinandersetzungen seit dem Bürgerkrieg 1975 bis 1990 kamen nach offiziellen Angaben bisher mindestens 54 Menschen ums Leben.

Die Opposition fordert von der Regierung, die Beschlüsse, ein Hisbollah-eigenes Telefonnetz für illegal zu erklären, zu annullieren und den oppositionsnahen Chef der Flughafensicherheit zu feuern. Die Regierung scheint derzeit noch gespalten, ob sie sich darauf einlässt. Siniora soll für einen solchen Fall mit seinem Rücktritt gedroht haben.

Paradoxerweise könnte die militärische Machtdemonstration der Opposition dazu führen, dass sich in dem politisch paralysierten Land etwas bewegt. Denn die letzten Tage haben gezeigt, dass die Regierung der Opposition militärisch wenig entgegenzusetzen hat. „Jetzt ist die Frage, wie sich die militärischen Siege der Opposition politisch übersetzen lassen“, meint die libanesische Politologin Amal Saad Ghorayeb. Angst, dass es zu einem Bürgerkrieg kommen könnte, hat sie nicht.

Unterdessen wartet der Libanon auf eine Vermittlungsdelegation der Arabischen Liga. Die Delegation soll sich mit Siniora, dem Vorsitzenden der Regierungsmehrheit im Parlament, Saad Hariri, und dem christlichen Führer auf der Regierungsseite, Amin Gemayel, treffen. Auf Oppositionsseite soll der schiitische Parlamentssprecher Nabih Berri, der christliche Oppositionsführer Michel Aoun sowie ein Vertreter Hisbollahs an den Gesprächen teilnehmen.

Kanzlerin Angela Merkel stellte sich am Montag noch einmal hinter die Regierung Sinioras, klagte aber auch eine stärkere Rolle der Arabischen Liga ein. Nach Telefonaten mit Siniora und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief sie zu einem bedingungslosen Ende der Gewalt auf.

KARIM EL-GAWHARY

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