Bucht der Rechtlosen

Nach dem 11. September errichteten die USA in Guantánamo ein Gefangenenlager, welches massiv kritisiert wird

185 der 270 Gefangenen sind bis zu 22 Stunden am Tag in Einzelzellen untergebracht

BERLIN DPA/APF/AP ■ In dem Gefangenenlager Guantánamo werden seit Anfang 2002 vor allem mutmaßliche Terroristen festgehalten. Die meisten von ihnen wurden nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA in Afghanistan gefasst und werden von der US-Armee dem Al-Qaida-Netzwerk von Ussama Bin Laden oder den Taliban zugerechnet.

Mehrfach gab es Berichte über Misshandlungen und Erniedrigungen von Gefangenen. Menschenrechtler und auch die Bundesregierung fordern die Schließung des Lagers. Derzeit werden auf dem Stützpunkt nach US-Angaben noch 270 Terrorverdächtige gefangengehalten. Dutzende von ihnen befinden sich schon seit fast sechs Jahren in Guantánamo Bay. Zu den ersten, die im Februar 2002 dorthin gebracht wurden, gehörte der aus Bremen stammende Türke Murat Kurnaz. Seine Internierung dauerte bis August 2006 – einen Prozess gab es nicht.

Die Gefangenen sind nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wegen extremer Isolierung zunehmend in ihrer psychischen Gesundheit gefährdet. Ihre Haftbedingungen seien härter als in den Hochsicherheitsgefängnissen der USA, heißt es in einem Bericht. Den Gefangenen werde der Besuch von Angehörigen ebenso verwehrt wie der Empfang von Radio- oder Fernsehsendern. Auch gebe es keinerlei Programm, das den Gefangenen dabei helfe, die Zeit zu vertreiben. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation sind 185 der 270 Gefangenen in Guantánamo bis zu 22 Stunden am Tag in Einzelzellen untergebracht.

Ein 28 Kilometer langer Grenzzaun mit 44 Wachtürmen trennt Guantánamo Bay vom Rest der Insel. Das Gebiet umfasst mit Flugplätzen, Wohnsiedlungen und Krankenhaus etwa 118 Quadratkilometer und ist ein geografisches Kuriosum. Kuba hatte es den USA 1903 als Dank für die Unterstützung im Krieg gegen Spanien überlassen. Im Jahr 1934 folgte ein Vertrag, der das Gelände den Vereinigten Staaten überschrieb. Daran kann nur gerüttelt werden, wenn beide Seiten damit einverstanden sind. Die symbolische „Miete“ von jährlich 5.000 Dollar, welche die USA an die kubanische Regierung zahlten, lehnte die sozialistische Führung in Havanna von 1960 an ab. Stattdessen fordert Kuba die Rückgabe der Enklave.