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Kuschs blaue Angela

Justizsenator Roger Kusch stellt Hamburgs neue „grüne Minna“ für 350.000 Euro vor. Natürlich blau gestylt und verschärft sicher

von KAI VON APPEN

Da soll noch mal jemand sagen, CDU-Justizsenator Roger Kusch tut nichts für seine Inhaftierten. Zwar gibt es Gefangene, die sich noch heute zu zweit eine Einzelzelle ohne abgetrennte Toilette teilen müssen oder in Sälen untergebracht sind, doch wenn Knackis künftig auf Reisen gehen – ob ins Krankenhaus, zum Gerichtstermin oder in ein anderes Gefängnis – können sie auf klimatisierten Komfort hoffen, damit sie nicht erschöpft ankommen. Gestern stellte Kusch Hamburgs neuen Gefangenentransporter vor. „Sicherheit und Zuverlässigkeit sind die wichtigsten Eigenschaften für einen Gefangenentransportwagen.“

Die neue „grüne Minna“ ist natürlich nicht mehr grün, denn das ist unter Schwarz-Schill out. Vielmehr dominiert Silber. In den Blechen sind neben den aufgesetzten Blaulichtern dezent blaue Flackerleuchten eingearbeitet, die Seiten des Busses verziert eine blaue Banderole mit dem Schriftzug „Strafvollzug Hamburg“. „Damit man weiß, was drin ist“, sagt Kusch, „und blau, da blau künftig die Farbe der Polizei ist und die Justiz der Polizei ganz nahe steht.“

Die „blaue Angela“ gehört nunmehr zur Flotte von drei Großraumgefangenentransportern. Das Gefährt bietet in Einzel- und Sammelkabinen Platz für 27 Gefangene – wobei das relativ zu sehen ist. Die Wände der Mini-boxen sind mit Stahlblechen verstärkt und die Türen dreifach verriegelbar. Die kleinen Sehschlitze – irrtümlich oft Fenster genannt – bestehen aus verspiegeltem Sicherheitsglas. Kusch: „In jeder Kabine ist es möglich, mit einem Notsignal die Begleitperson im Bus zu alarmieren.“

Die „blaue Angela“ und ihre grünen Schwestern sind im Großraum Hamburg im Dauereinsatz und in der Regel mit Fahrer und Begleiter besetzt. Bei Überlandsfahrten kommt ein weiterer Schließer hinzu. Ein Wagen pendelt zweimal die Woche zwischen Hamburg und Bremen sowie Lübeck.

„Ich bin froh, dass es trotz aller Finanzprobleme möglich war, diese Investition zu tätigen“, sagt Kusch zur 350.000 Euro teuren Karosse, man habe damit eine „unabdingbare Voraussetzung im Justiztransportwesen“ geschaffen. Denn, so weiß der Senator, „schon eine kleine Panne wirft enorme Sicherheitsprobleme auf, da kann man nicht einfach den ADAC holen“.

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