Sichere Senioren: Unfallfrei, aber einsam
Niedersächsische Wissenschaftler forschen an der hundertprozentigen Sicherheit in Senioren-Wohnungen: Niemand soll mehr fallen müssen, kein bedenklicher Ausschlag des Cholesterinpegels soll mehr unbemerkt bleiben – und die um sich greifende Altersdemenz wird durch die digitale Erinnerung kaschiert. Das erklärte Ziel ist ein möglichst selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter.
KOMMENTAR VON UTA GENSICHEN
Dieses Zukunftsprojekt vereint auf wunderbare Weise Technikbegeisterung mit der krankhaften Sehnsucht nach allgegenwärtiger Sicherheit. Neu ist dieses Zusammentreffen nicht: Babyfone und Überwachungskameras, Firewalls für den privaten Computer und Rauchmelder an der Zimmerdecke – die Angst vor der Gefahr verfolgt uns auf Schritt und Tritt. Die eigenen Kinder alleine draußen spielen lassen, einfach so? Vielen Eltern ist das unvorstellbar geworden. Dabei ist ein selbstbestimmtes Leben doch nur in Freiheit möglich.
Das werden auch jene niedersächsischen Versuchsrentner erfahren müssen, die nun probeweise in Hochsicherheitswohnungen leben: Unfallfrei, aber einsam dürfen sie ihren Lebensabend genießen. Den Alten der kommenden Generationen wird das nicht einmal seltsam erscheinen: Sie wurden ja bereits behütet von der Wiege bis zur Bahre. Mit Selbstbestimmung aber hat das herzlich wenig zu tun.
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