gelsenkirchens Rathaus: Ferngesteuerte Abstimmer
Über Gelsenkirchens historisches Rathaus sollte am besten von außen entschieden werden – die heimischen PolitikerInnen sind dazu nicht mehr in der Lage. Wenn heute im Ausschuss über die Zukunft des Hans-Sachs-Hauses diskutiert wird, sitzen dort keine unvoreingenommenen Mitglieder mehr, sondern von allen Parteien bearbeitete InteressenvertreterInnen.
KOMMENTAR VON ANNIKA JOERES
Das ist bei vielen Ausschüssen genauso, aber im Falle der millionenschweren Sanierung für ein symbolisches Gebäude besonders gravierend – und in Gelsenkirchen auch noch besonders durchsichtig. Die CDU will im Wahljahr endlich einen für alle sichtbaren Erfolg präsentieren, will, dass die WählerInnen noch auf dem Weg zur Urne an den Baukränen vorbeilaufen. Da bleibt keine Zeit für eine neuerliche Ausschreibung. Das langwierige Verfahren würde das Macher-Image von OB Oliver Wittke (CDU) empfindlich stören. Genau das hofft die SPD, die dem inzwischen bundesweit bekannten Wittke in die Suppe spucken und das Verfahren noch einmal neu aufrollen will. Sie berufen sich auf Berechnungen des Bundes Deutscher Architekten, die von einer viel günstigeren Sanierung ausgehen. Die Interessenlage ist auch hier verworren: Die Genossen sind nämlich gleichzeitig Mitglieder des Bundes, einer eigentlich parteiunabhängigen Gruppe. Egal, wie der Rat kommende Woche endgültig entscheiden wird – Sachargumente spielen nur eine geringe Rolle.
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