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Gute Stube kommt Stadt teuer

Heute sollen die Gelsenkirchener Ratsmitglieder von dem Sanierungsvorschlag für ihr Rathaus überzeugt werden. Nach Berechnungen des Architektenbundes ist der aber viel zu teuer

VON ANNIKA JOERES

Heute soll der Hans-Sachs-Ausschuss über die Zukunft des gleichnamigen Rathauses in Gelsenkirchen diskutieren. Der Bund Deutscher Architekten zweifelt die Ratsvorlage zur Sanierung des historischen Gebäudes aus den 1920er Jahren an – er sei um mehrere Millionen Euro zu hoch. Der einzige Vorschlag, über den die Ausschussmitglieder abzustimmen haben, beziffert die Baumaßnahme auf 85 Millionen Euro.

Seit Jahren tagen die Gelsenkirchener PolitikerInnen in einem Behelfsbau, das denkmalgeschützte Hans-Sachs-Haus steht leer, ist stark chloridbelastet und einsturzgefährdet. Schon im Jahr 2000 wurde die Renovierung beschlossen, der Sylvesterball 2003 sollte im neuen Glanz des Gebäudes stattfinden, hieß es. Stattdessen fanden sich immer neue Mängel, die veranschlagten Kosten kletterten so rapide, dass am Ende wieder ein Abriss und anschließender Neubau diskutiert wurden. Im Dezember 2003 entschied sich der schwarz dominierte Rat schließlich für die Sanierung des Hauses. Nun soll bis 2006 für 80 Millionen Euro das Hans-Sachs in einen schadstofffreien und sicheren Zustand versetzen. Am kommenden Aschermittwoch stimmt der Rat endgültig über den Vorschlag ab.

Der Bund Deutscher Architekten (BDA) in Gelsenkirchen will den Rat vorher davon überzeugen, den Vorschlag abzulehnen und weitere Angebote für den millionenschweren Auftrag einzuholen. Nach seinen Berechnungen sei sogar ein Neubau einige Millionen Euro günstiger – obwohl eine Sanierung normalerweise höchstens 70 Prozent eines Neubaus kosten dürfe. „Schon dieser grobe Vergleich zeigt: die Sanierung müsste viel günstiger sein,“ sagt Albert Ude vom BDA, der gleichzeitig für die oppositionelle SPD im Rat sitzt. Es könne nicht sein, dass die Stadt nur ein Angebot vorliegen habe. „Eine gute Kalkulation scheut keinen Vergleich“, sagt BDA/SPD-Mann Ude.

„Ich brauche keinen Vergleich“, sagt Guido Tann, Sprecher der CDU. Die Stadt müsse endlich zeigen, dass sie dieses Haus retten will und auf die Tube drücken. „Wir wollen keine zweite endlose Toll-Collect-Geschichte in Gelsenkirchen.“

Die will auch das grüne Ausschussmitglied Lisa Pusch nicht. „Ich bin sauer, wenn die ganze Geschichte jetzt wieder von vorne losgeht.“ Der bestehende Vertrag müsse zwar noch „ordentlich nachgebessert“ werden, aber sie sei sicher, dass am Ende alles noch billiger werde. „Wir wollen das Angebot annehmen, alles andere ist vertane Zeit.“

Auch Gelsenkirchens Sprecher Martin Schulmann hält die neuerlichen Querelen um die „gute Stube der Stadt für „hanebüchen“. Natürlich könne man auf der grünen Wiese einen billigen Neubau hinpflanzen, aber die Berechnungen des BDA seien völlig unseriös. „Man kann streiten, ob der braune Klotz schön ist, aber er hat einen hohen Denkmalwert.“ Auch Kämmerer Rainer Kampmann will das BDA-Papier am liebsten in den hintersten Schubladen verschwinden sehen. „Die haben Äpfel mit Birnen verglichen.“ Seine Kalkulation sei belastbar und sogar eher zu hoch angesetzt, „um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.“ Die ganze Geschichte sei nur von politischem Interesse getränkt: „Die führenden Köpfe des BDA sind doch SPD-Mitglieder wie Herr Ude.“

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