der kommentar: Fußball fürs Volk
Stoiber will alle Spiele der Fußball-WM 2006 auf allen frei empfangbaren Kanälen. Gute Idee. Eigentlich
Fortwährend bedienen ARD und ZDF sich ungeniert aus der Gebührenpulle und schieben die teuren Sportrechte als Ausrede vor! Und wer zahlt? Der kleine Mann! Da muss doch mal einer mit der Faust auf den Biertisch hauen! So wie Edmund Stoiber am Samstag per Süddeutsche Zeitung, gemeinsam mit den Privaten. ProSiebenSat.1-Vorstand Guillaume de Posch findet, es könne nicht angehen, dass ARD und ZDF wieder „einen Riesenscheck auf den Tisch legen und die ganze Summe zahlen“. RTL-Informationsdirektor Hans Mahr meint, dass „unsere Ideen durchaus mit den Plänen von ARD und ZDF vereinbar“ sind. Genau, sagt der kleine Mann, die Privaten sind doch nett. Und wieso die GEZ ihm in die Tasche greift, wo er doch nur RTL guckt, versteht er ohnehin nicht.
Wir kennen die Ideen von RTL nicht, ARD und ZDF wollen jedenfalls die 24 Topspiele zeigen. Das wurde schon bei der WM 2002 mit dem Rechteinhaber Infront vereinbart. Kriegen sie dafür den Zuschlag, kriegt Infront eine Nachzahlung für 2002 in Höhe von 50 Millionen Euro. Für den Volksfrieden wird das Wirtschaftsunternehmen – wo übrigens ARD-Fußballexperte Günter Netzer in leitender Funktion tätig ist – sich diese sicher entgehen lassen. Und wenn nicht, zeigen die Privaten dann die restlichen 40 Bodensatzbegegnungen? Eher nicht.
Vielleicht könnte sich Stoiber einmal abseits des Bierzelts mit einer grundlegenden Reform des dualen Rundfunksystems befassen. Und zwar nicht erst in vier Jahren, wenn die nächste Gebührenerhöhung ansteht. HEIKO DILK
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