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Misshandlungen im Irak

US-Soldaten droht Verfahren vor Kriegsgericht wegen Gewalt gegen Gefangene. Erfolglose Razzia in Tikrit

BERKIN afp/ap ■ Zum ersten Mal seit dem Irakkrieg droht US-Soldaten wegen der Misshandlung irakischer Gefangener ein Verfahren vor einem Kriegsgericht. Nach einer Anhörung der vier Beschuldigten, darunter zweier Frauen, werde über das weitere Vorgehen entschieden, sagte US-Korvettenkapitän Nick Balice am Samstag in Washington.

Die Soldaten einer Einheit der Militärpolizei, die Gefangene nahe der Hafenstadt Umm Kasr bewachte, sollen unerlaubte körperliche Gewalt gegen Gefangene angewandt haben. Nähere Angaben zum Inhalt der Anschuldigungen machte Balice nicht. Sollten sich die Anschuldigungen als wahr erweisen, drohe ein Disziplinarverfahren oder ein Prozess vor einem Kriegsgericht. Erst vor kurzem hatte amnesty international schwere Anschuldigungen gegen die US-Armee erhoben.

Unterdessen sind Saddam Husseins neuer Sicherheitschef und möglicherweise der frühere Diktator selbst den US-Soldaten bei einer Razzia offenbar nur knapp entwischt. Nach einem Hinweis von Anwohnern stürmten Truppen drei Häuser in Husseins Heimatstadt Tikrit, so ein Militärsprecher. „Wir haben ihn um 24 Stunden verpasst“, sagte Oberstleutnant Steve Russell.

In Mossul begann die US-Armee am Wochenende mit dem Abriss des Hauses, in dem die beiden Saddam-Hussein-Söhne getötet wurden. Das Gebäude sei nach dem massiven Gefecht instabil geworden und daher ein Sicherheitsrisiko, hieß es.

Während es die Fotos der beiden toten Söhne Udai und Kusai international auf die Titelseiten vieler Zeitungen und in die Fernsehnachrichten schafften, haben die meisten irakischen Medien die Bilder boykottiert. Als einzige Zeitung bildete Assaman die Köpfe der Leichen auf der Titelseite ab. Dennoch wurden bei Freudenschüsse nach dem Tod der beiden nach einem Medienbericht 31 Menschen in Bagdad getötet und 76 weitere verletzt.

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