steuerreform: Die leere Drohung der PDS
Glauben, hoffen, meinen – das sind die Verben, mit denen diesen Sommer in Berlin Politik gemacht wird. Die SPD hofft, dass die Steuerreform ein Impulsgeber für die Wirtschaft ist. Die PDS meint, dass sie das nicht ist. Die Grünen glauben, dass Steuerreform, der Umbau der Sozialhilfe und die Gemeindefinanzreform im Paket abgestimmt werden. Nur die CDU freut sich, weil zwei sich streiten.
Kommentar von WALTRAUD SCHWAB
Doch zurück zum Thema: Gibt es keine Kompensationszahlungen für die Steuerausfälle der vorgezogenen Steuerreform, kann sich die PDS nicht vorstellen, im Bundesrat mit Ja zu stimmen, ließ der Berliner PDS-Chef Stefan Liebich verlauten. Wenn – dann. In der vorgegebenen Variante hat der Konditionalsatz durchaus die Qualität einer versteckten, wenn auch wirkungslosen Drohung. Denn auf die Berliner Stimme kommt es in der Länderkammer nicht an.
Trotzdem ist der Wirbel um die Ankündigung der verweigerten Stimme nicht uninteressant. So zeigt die daran entfachte Diskussion den spekulativen und subjektiven Charakter der Politik. Ob die Steuerreform etwas bewirkt, wird je nach politischer Couleur mal erhofft, mal geglaubt. Aber auch aus anderen Gründen könnte die Diskussion die Köpfe erhellen: Bisher hat die PDS ihre Rolle im Senat nicht genutzt, der großen Schwester SPD nennenswerten Widerstand entgegenzustellen.
Nun aber wurde ein Thema gefunden, das bundespolitische Thematik mit landespolitischem Aktionismus verknüpft. Es ist eine Möglichkeit, wie die PDS sich als Partei darstellen kann, die ihre Machtkarten zu ziehen weiß. Ob sie damit politisch etwas bewirkt, ist zweifelhaft. Allein eine Drohung aussprechen zu können signalisiert eine Position der Stärke. Die braucht die PDS, um sich ins Gedächtnis der Wähler zurück zu rufen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen