: Homos feiern besser in Köln
Düsseldorfs Stadtverwaltung erklärt den Christopher Street Day für „nicht verträglich“ und „nicht erwünscht“ – angeblich aus Termingründen. Homosexuelle sehen politische Motive bei OB Erwin
VON KLAUS JANSEN
Ein „Japanfest“ und ein „Bücherbummel“ haben in Düsseldorf Vorrang vor dem Christopher Street Day (CSD). Wegen angeblicher Überschneidungen mit anderen „Großveranstaltungen“ in der Innenstadt hat die Stadtverwaltung gleich vier Terminvorschläge für die bunte Homo-Parade abgelehnt.
Angesichts der „Terminhäufung“ im Juni 2005 sei das Straßenfest auf dem Schadowplatz „nicht verträglich und auch nicht erwünscht“, heißt es in einem Schreiben des Amtes für Verkehrsmanagement an die Veranstalter des CSD. Die Absage sei mit dem Büro des Oberbürgermeisters Joachim Erwin (CDU) sowie der Düsseldorf Marketing und Tourismus GmbH (DMT) abgesprochen.
Die Veranstalterin Julia Magerkurth, die beim ersten Düsseldorfer Christopher Street Day im Juni diesen Jahres mehrere tausend Schwule und Lesben zur Erinnerung an eine Polizeirazzia in der New Yorker Christopher Street im Jahr 1969 auf die Straße gebracht hat, glaubt der Begründung der Verwaltung nicht. „Es liegt nahe, dass es sich um eine politische Absage handelt“, sagt sie. Bereits in diesem Jahr habe sich OB Erwin geweigert, dass Vorwort für das Programmheft des CSD zu schreiben – in Städten wie Köln, Hamburg oder Frankfurt eine Selbstverständlichkeit. „Erwin hat mehr als deutlich gemacht, dass er vom CSD nichts hält“, so Magerkurth. Der Christdemokrat Erwin steht nicht zum ersten Mal in der Kritik von Homosexuellen: Vor einem Jahr ließ er das Ordnungsamt auf von der Schwulenszene frequentierten Toiletten patroullieren; Beamte wurden sogar als „Lockvögel“ eingesetzt, um liebeshungrige Homosexuelle aufzuspüren.
Nach Meinung von Stefan Boullion, Mitglied der homosexuellen SPD-Projektgruppe „Schwusos“, zeigt Erwin eine „Kontinuität“ in der Diskriminierung der Schwulenszene. „Emanzipationspolitik fördert er überhaupt nicht. Nun setzt er darauf, dass sich das Problem CSD durch Aussitzen erledigt“, sagt er. Auch der PDS-Stadtrat Frank Laubenburg attestiert Erwin ein „grundsätzliches Problem mit Homosexualität“. Mit einer Dienstaufsichtsbehörde bei der Bezirksregierung will Laubenburg die Stadt nun dazu zwingen, die Absage des CSD zurückzunehmen. „Die Termine sind kein Problem, hier findet ja auch ein Skilanglauf mit 300.000 Zuschauern parallel zu einer großen Messe statt“, sagt Laubenburg. Besonders stört ihn, dass mit der DMT eine GmbH über die Terminvergabe entscheide, die bei den Konkurrenzveranstaltungen in der Innenstadt als Organisator auftritt.
Auch innerhalb der CDU erntet die Düsseldorfer Verwaltung für ihre Entscheidung Kopfschütteln. „Das ist sehr schade, wir sind alarmiert“, sagt Stefan Kwasniewski, stellvertretender Landesvorsitzender des Arbeitskreises Lesben und Schwule in der Union (LSU). „Düsseldorf will immer modern und weltoffen sein – so etwas schadet dem Ansehen unserer Stadt. Erwin muss sich dazu äußern“, fordert er. Kwasniewski hofft, dass der Stadtrat die Verwaltung noch überstimmen und den CSD erlauben könne. „Eigentlich haben wir in unserer Partei doch eine liberale Basis“, sagt er.
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