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islam und islamismusKühlen Kopf bewahren

Seit der Ermordung des Regisseurs Theo van Gogh in Amsterdam reißen die Anschläge auf Moscheen und Kirchen in Holland nicht ab. Hierzulande blickt man entsetzt aufs Nachbarland und fragt: Sind in Berlin ähnliche Entwicklungen möglich?

KOMMENTAR VON SABINE AM ORDE

Ja, meint der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) und verweist auf die – aus seiner Sicht – gescheiterte Integration von Muslimen und auf entstehende Parallelgesellschaften. Das fördert Ressentiments gegen Muslime und schürt Angst. Es zeigt aber auch, dass in der Debatte derzeit alles in einen Topf geschmissen wird, auch wenn es nur bedingt miteinander zu tun hat.

Genau das Gegenteil aber wäre jetzt vonnöten: eine offene und differenzierte Auseinandersetzung mit dem Islam, dem Islamismus und den existierenden Problemen in Sachen Integration. Und zwar von beiden Seiten: den Migranten und der deutschen Mehrheitsgesellschaft.

Dabei müssen Islam und Islamismus deutlich voneinander getrennt werden. Das eine ist eine Religion und genießt als solche die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit. Das andere ist eine politisch motivierte Ideologie, die bekämpft werden muss – wie jede Art Fundamentalismus. Mit dem sicherheitspolitischen Instrumentarium, vor allem aber mit zivilgesellschaftlichem Engagement. Dass das Früchte tragen kann, hat der Umgang mit der Al-Quds-Demonstration am Wochenende gezeigt.

Integrationsprobleme haben wiederum nur begrenzt mit Religion zu tun. Ihre Ursache ist meist in sozialen Fragen zu suchen. So kann es nicht wundern, dass türkische und arabische Jungmänner, die in der deutschen Gesellschaft keine Chance haben, woanders Identitätsstiftung suchen: in ihrer Ethnie, in ihrer Religion. Will man sie integrieren, muss man ihnen eine Chance geben: auf Bildung, einen Arbeitsplatz und Teilhabe an der Gesellschaft.

inland SEITE 7, berlin SEITE 22

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