demo in köln: Demonstrative Toleranz
Nun haben sie also Gesicht gezeigt. Über 20.000 Menschen sind dem Aufruf des größten muslimischen Dachverbands Ditib gefolgt und haben in Köln gegen Terror und Gewalt demonstriert. Sie haben sich von Günther Beckstein auffordern lassen, doch bitte Deutsch zu lernen, und wurden von Claudia Roth über die Rechte der Frau aufgeklärt. Sie haben damit nicht nur für Toleranz demonstriert. Sondern auch Toleranz im Sinne von Duldsamkeit – gegenüber einer Integrationsdebatte, die weitgehend über ihre Köpfe hinweg geführt wird.
KOMMENTAR VON DANIEL BAX
Seit Wochen schon überbieten sich deutsche Politiker mit absurden Vorschlägen, wie sich Muslime in Deutschland integrieren sollten. Und wenn Schröder und Stoiber nun fordern, Muslime sollten sich bitte an Recht und Gesetz halten, schwingt unterschwellig der Vorbehalt mit, sie hätten damit wohl so ihre Schwierigkeiten.
Angesichts dieser paternalistischen Debatte haben die 25.000 Demonstranten nun gute Miene zum bösen Spiel gemacht und sich von islamistischer Gewalt distanziert. Sie haben damit den Vorwurf entkräftet, zu viel Nachsicht gegenüber Terroristen zu üben, die ihre Taten im Namen ihrer Religion begehen. Das sollte die deutsche Mehrheitsgesellschaft beruhigen.
Die Mehrheit der Muslime aber fühlt sich schlichtweg nicht verantwortlich für die Taten von al-Qaida & Co. Und manche scheinen auch einfach nicht wahrhaben zu wollen, dass der Terrorismus etwas mit einer Deformation ihrer Religion zu tun haben könnte. Der Ditib-Vorsitzende Ridvan Cakir beklagte in seiner Rede, der Terror werde dem „Islam zugeschoben“. Das aber klingt, als seien nicht die Terroristen das Problem, die sich auf religiöse Motive berufen, sondern eine westliche Öffentlichkeit, die sich davon beirren lässt. Hier wäre eine kritischere Auseinandersetzung nötig.
Ob die Türkisch-Islamische Anstalt für Religion (Ditib) dazu in der Lage ist, ist allerdings fraglich. Der türkische Verband versteht sich als eine Art Vormund der türkischen Muslime hierzulande; bei der Demonstration in Köln wollte er nur ganz bestimmte Fahnen und Transparente zulassen. Dass er es nicht geschafft hat, seinen Zwist mit konkurrierenden Organisationen wie etwa dem Islamrat einem gemeinsamen Ziel unterzuordnen, zeugt von mangelndem Problembewusstsein. Der Kampf gegen den islamistischen Terrorismus kann aber nur auf einer möglichst breiten Basis gelingen.
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