synagogen-neubau: Neonazi hat schon verloren
Wie auch immer der Prozess gegen den Bochumer Rechtsextremen Claus Cremer ausgeht – einen Kampf hat er schon verloren: Zeitgleich zum gestrigen Prozessauftakt wurde der Gewinner des Bochumer Synagogenbaus gekürt. In einem Jahr soll der Bau des jüdischen Gotteshauses beginnen. Cremer hetzte, über sechs Jahrzehnte nach der Zerstörung der Synagoge durch die Nazis, bei jeder Gelegenheit gegen ihren Wiederaufbau.
KOMMENTAR VONANNIKA JOERES
Der zeitliche Zufall ist ein schönes Symbol für eine Stadt, in der die Rechten keine Chance haben, in der jüdisches Leben wieder aufblühen kann. Leider sieht der Alltag noch anders aus: Die kleine jüdische Gemeinde sitzt in Bochum hinter Panzerglas, ständig bewacht von einem Sicherheitsdienst. Im vergangenen Sommer dröhnten die Parolen eines rechten Naziaufmarsches bis in ihre Räume, unter anderem die unsäglichen Vergleiche von Cremer zwischen Judentum und Kindesmissbrauch.
Cremer ist kein dumpfer Nazimitläufer, sondern ein Theoretiker aus der Landeszentrale der NPD. Seit den Erfolgen in Sachsen sieht sich der Wattenscheider im Aufwind, schwadroniert von ungeahnten Prozentpunkten, die seine Partei bei der Landtagswahl im Mai erreichen wird. Das sei nur der Beginn eines großen Wahlkampfes für die Bundestagsswahl 2005. Cremer drohen bei einer Verurteilung bis zu fünf Jahren Haft. Wenn er dann wieder herauskommt, sollte die neue Synagoge schon stehen.
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