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Kein Kommentar zum Stadion

Die historische Kommentierung zum Olympiastadion steht vor dem Aus. Künstler und Handwerker haben die Arbeit eingestellt, weil sie auf Geld warten. Schuld ist vor allem die Pleite von Walter Bau

VON JAN ROSENKRANZ

Das Dach schwebt überm Rasen, die Laufbahn leuchtet blau und alle Stühle sind noch da – die Sanierung des Olympiastadions ist beendet. Zumindest fast. Ein kleiner, aber nicht unwesentlicher Teil, der im Auftrag enthalten war, fehlt. Die „historische Kommentierung“, die das mit NS-Symbolik befrachtete Bauwerk durch eine leuchtende Informationsstele und einen Rundgang mit 25 Schautafeln erfahren sollte, ist bis heute nicht vollendet.

Schuld daran ist vor allem die Pleite des Generalunternehmens Walter Bau. Weil die beteiligten Handwerker und Künstler auf Forderungen in Höhe von über 400.000 Euro sitzen, haben sie die Arbeit eingestellt. „Alles ist auf Eis gelegt. Wir sind ratlos“, sagt Claus Nieländer von der Architektengruppe Zerr/Hapke/Nieländer (ZHN), die die Lichtsäule entworfen hat.

Der Senat hatte Anfang 2004 in zwei Wettbewerben Entwürfe für einen „Ort der Information“ und einen historischen Stadionrundgang gesucht. Gewonnen hatte zum einen ZHN, die auf dem Stadionvorplatz eine 18 Meter hohe Lichtsäule errichten wollten. Im oberen Glasteil sollen stilisierte Bilder der Spiele von 1936 eingeblendet rotieren, im Sockel können sich Besucher an Monitoren eine Übersicht über die Geschichte des Bauwerkes verschaffen. Ein „Geschichtspfad“ entlang von 25 Glasstelen, entworfen vom Stuttgarter Grafiker Berthold Weidner, sollte die „Kommentierung“ komplettieren. So weit der Plan.

Von den gläsernen Infotafeln sind nur die Fundamente und vereinzelte Metallfassungen zu sehen. Die Leuchtstele steht zwar seit Mitte Dezember, allerdings nur als sinnfreier Rohbau. Walter Bau schulde allein ZHN etwa 300.000 Euro. „Wir stehen in der Schuld der Firmen, die das gebaut haben“, beklagt Claus Nieländer. So habe der Schlosser, der das Gerüst erstellte, sein Haus verpfänden müssen, um seinen Betrieb zu erhalten.

„Wir wurden zu einem Senatswettbewerb eingeladen, von einer Senatsjury ausgesucht, jetzt steht auch der Senat in der Verantwortung“, sagt Nieländers Mitstreiter Andreas Zerr. Die rettende Finanzspritze erwartet er vom Senat. Während die federführende Bauverwaltung auf Signale des Insolvenzverwalters der Walter AG wartet, macht man sich in der Kulturverwaltung ernsthaft Sorgen. „Wenn ein so bedeutendes politisches Vorhaben in Gefahr gerät, macht uns das Bauchschmerzen“, sagt Dominic Krössin, Referentin des Kultursenators. „Es ist ein wichtiges Kunstprojekt, das nicht zur Disposition stehen darf.“

Ursprünglich war man nur deshalb auf das relativ preiswerte Stelen-Rundgang-Konzept verfallen, weil sich für eine Ausstellung kein Geld fand. Nun gibt es offenbar doch welches. So soll das Deutsche Historische Museum in der Langemarck-Halle unterhalb des Glockenturms bis zur WM 2006 eine Schau über das Gelände und die Spiele von 1936 einrichten. Bund und Land machen dafür jeweils etwa 3 Millionen Euro locker. Der ehemalige Leiter der Topographie des Terrors, Professor Reinhard Rürup, der auch an den Inhalten für die „Kommentierung“ mitwirkte, hat dafür wenig Verständnis: Nicht nur, weil mit einem Bruchteil des Geldes die unfertigen Projekte vollendet werden könnten. Sondern vor allem, weil die Topographie unter seiner Ägide bereits 1996 eine „hoch gelobte“ Olympia-Ausstellung gezeigt hat. Die liegt jetzt im Depot.

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