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Neue Rauchmelder für Mie­te­r:in­nenDer Spion hängt an der Decke

Ein großer Wohnungskonzern installiert in Mietwohnungen neue Rauchmelder – die es in sich haben. Doch das Überwachungspotenzial ist noch größer.

Der Spion unter der Decke: Rauchmelder mit Überwachungsfunktion (Symbolbild) Foto: Thomas Trutschel/imago

P rotest wirkt. Na ja, zumindest manchmal, wenn der Aufreger groß genug ist. Wie beim jüngsten Move des Immobilienkonzerns Vonovia. Der hatte sich etwas derart Abstruses ausgedacht, dass ich zuerst dachte: Das kann nicht sein, das ist Fake. Aber nein: Es ist Vonovia.

Das Unternehmen installiert neue Rauchmelder in Wohnungen von Mieter:innen. Rauchmelder, die nicht nur mutmaßlichen Rauch erkennen, sondern auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen. Daraus abgeleitet sollen die Mie­te­r:in­nen Empfehlungen zum Heizen und Lüften in der Wohnung erhalten – zumindest die Mie­ter:in­nen, die ein Smartphone haben und die Vonovia-App nutzen.

Für die App-Nutzung müssen die Daten natürlich raus aus dem Rauchmelder und rein in die Cloud. Was nicht ganz unkritisch ist, schließlich lässt sich aus den Daten etwa schließen, ob die Mie­te­r:in­nen gerade im Urlaub sind, wann normalerweise zu Hause und wann abwesend. Selbst wenn Vonovia die Daten tatsächlich nicht dahingehend auswertet – eine angriffssichere Cloud muss erst noch erfunden werden.

Die Messdaten sollen dann auch noch drei Jahre lang gespeichert werden, und zwar mit Personenbezug. Man kann sich ausmalen, was passiert, wenn eine Mieterin zum Beispiel einen Mangel geltend macht wegen Schimmel. Ob dann nicht doch jemand in Versuchung gerät, sich Zugang zu den Daten in der Cloud zu verschaffen und zu schauen, ob auch immer fleißig gelüftet wurde? Auf seiner Webseite wirbt das Unternehmen übrigens damit, dass die neuen Rauchmelder weder Mikrofon noch Kamera haben. Als ob das sonst Standardzutaten von Rauchmeldern wären.

Konzern lenkt ein

Datenschützerinnen, Ver­braucher­schützer, Miet­ak­ti­vis­t:in­nen, sie alle protestierten, und am Ende hat Vonovia eingelenkt. Jedenfalls ein bisschen: Die Funkverbindung der neuen Geräte wird nur aktiviert, wenn die Mie­te­r:in­nen aktiv einwilligen. Das wäre eigentlich auch die rechtliche Vorgabe. Aber dass Unternehmen sich an Datenschutzvorschriften halten, ist ja ohnehin eher die Ausnahme als die Regel.

Doch zu Ende ist die Geschichte noch nicht. Denn Vonovia möchte für die neuen Rauchmelder – Funk aus oder an – Geld. Eine Mieterhöhung, Berichten zufolge im „niedrigen einstelligen monatlichen“ Bereich. Begründung? Steigender Wohnwert, Modernisierung.

Wir dürfen uns also künftig bestimmt auf weitere Modernisierungs-Überwachungsmaßnahmen von Ver­mie­te­r:in­nen freuen. Zum Beispiel auf vernetzte Thermostate, deren Daten ebenfalls Hinweise auf Urlaub, tägliche An- und Abwesenheit und Wärmebedarf geben. Auf Türschlösser, die nur per Fingerabdruck aufgehen. Vielleicht sogar auf Kameras, die Treppenhäuser und Eingangsflure überwachen? Alles eingebaut, mit freundlichen, wohnwertsteigernden Grüßen des Vermieters.

Für den Moment muss man sich wahrscheinlich schon freuen, dass Vonovia für das Nichtanschalten der Überwachungsfunktion nicht noch extra kassieren will.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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8 Kommentare

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  • Der nächste Hammer kommt mit der, verpflichtenden , E-Rechnung. Diese gefährdet dann die gesamte Wirtschaft, denn wenn irgendjemand es schafft malware dran zu hängen, kann niemand mehr eine Rechnung schreiben. Aber Technologieoffenheit predigen... Dagegen sind Rückschlüsse auf Mieterverhalten ärgerlich aber eher Kleinigkeiten. BSI übernehmen sie!

  • Das wäre mal was für eine te/



    in we Atmm 1)

  • Die Datenschutzbedenken sind berechtigt, aber grundsätzlich ist die Idee ganz gut.



    Nachdem wir Schimmelbefall in der Wohnung hatten, hat unser Vermieter eine Langzeitmessung von Temperatur und Luftfeuchte in drei Räumen durchgeführt. Daraufhin konnten wir kritische Situationen identifizieren und unser Lüftungsverhalten optimieren. Das hat letztendlich den Schimmelwuchs gestoppt und für uns den Wohnwert verbessert.

    • @Holger_0311:

      Jetzt erklären Sie mir bitte, inwiefern "optimiertes Lüften" hilft, wenn es aufgrund der Bausubstanz schimmelt?

    • @Holger_0311:

      Dafür braucht man kaum einen Spionage Rauchmelder.

  • So "in" wie Bullshitgebühren gerade sind, könnte man auf die Idee kommen, dass Unternehmensberater weltwelt gerade überall "beraten", wie man Blutegeleien zum Exzess treiben kann.

    Vielleicht wäre der aktuelle Vorstoss der Deutschen Bahn (das Unternehmen, dessen Management für die Zerstörung desselben fürstlich entlohnt wird), für die Stornierung/Umbuchung von Flexpreis-Fahrscheinen plötzlich absurd hohe Gebühren zu verlangen, auch mal einen Artikel wert: www.bahn.de/faq/storno-flexpreis

    • @Helmut Fuchs:

      Wir entfernen uns vom Thema, aber: Ja, unverständlich, warum beim FLEXpreis vor dem ersten Gültigkeitstag Gebühren anfallen. Aber auch logisch, dass welche ab Gültigkeit anfallen.



      Gerne überlesen und mir erst bei einer kürzlichen Buchung positiv aufgefallen: Selbst Supersparpreistickets können innerhalb dieser 3 Stunden kostenlos storniert werden. Ein Segen für jeden, der sich mal vermaust hat.



      Ist nicht alles schlecht.

  • Zitat: "Auf seiner Webseite wirbt das Unternehmen übrigens damit, dass die neuen Rauchmelder weder Mikrofon noch Kamera haben. Als ob das sonst Standardzutaten von Rauchmeldern wären."

    Eben. So etwas nannte man früher "Wink mit dem Zaunspfahl". Aber bei Direktimporten aus China, und da würden sich die Skaleneffekte für einen Laden wie Vonovia nun allemal auszahlen, wäre ich mir da nicht so sicher.