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Plädoyers für ein Ende

Von Lisa Schneider

Es ist der Versuch westlicher Staaten, wieder Schwung in eine mögliche diplomatische Lösung der Kriege im Gazastreifen und im Libanon zu bringen: Am Mittwoch reiste Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in die libanesische Hauptstadt Beirut. Bei ihrer Ankunft warnte sie nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP vor einer „völligen Destabilisierung“ des Zedernstaates, der „am Rand des Kollapses“ stehe. Sie forderte eine „tragfähige diplomatische Lösung“, welche „die berechtigten Sicherheitsinteressen Israels und ebenso des Libanon“ wahre. Ganz ähnlich der Tenor von US-Außenminister Anthony Blinken, der sich derzeit ebenfalls in der Region aufhält. Während Baer­bock den Libanon besucht, plädierte Blinken in Israel für ein baldiges Ende des Krieges im Gazastreifen. Israel habe die Mehrheit seiner strategischen Ziele dort erreicht, betonte er.

Israel hat mittlerweile sowohl weite Teile der Führungsriege der Hisbollah – einschließlich des langjährigen Anführers Hassan Nasrallah – als auch der Hamas getötet, mitsamt dem als Architekt des Überfalls auf Israel am 7. Oktober geltenden Jahia Sinwar.

Auch in Israel werden die Forderungen nach einem Ende des Krieges lauter. Nachdem das israelische Militär Sinwar in Südgaza tötete, habe es ein Fenster gegeben, den Krieg zu beenden, schreiben auch Analysten. Im Gespräch mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betonte auch Blinken: Der Tod von Sinwar biete eine günstige Gelegenheit, die Freilassung der noch immer in Gaza verbliebenen etwa 100 Geiseln zu erreichen und somit den Krieg zu beenden. Sein Appell scheint bei Netanjahu aber auf taube Ohren zu stoßen.

Der Krieg geht derweil weiter: Im Libanon griff Israel in der Nacht nach weiteren Evakuierungswarnungen Gebäude in den südlichen Vororten Beiruts an, ebenso in der Stadt Sour (altgriechisch Tyros genannt). Nach Angaben der libanesischen Zeitung L’Orient Today zerstörten Israels Streitkräfte am Mittwoch außerdem Häuser im historischen Viertel des Dorfes Aita asch-Schab. Es befindet sich direkt an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel.

Auch in Gaza schreitet die Offensive auf Dscha­balija im Norden voran: Laut dem Militär hätten 20.000 Zivilisten das Gebiet verlassen, nachdem es zur Evakuierung aufgerufen hatte. Das israelische Militär hält Nordgaza nach Berichten verschiedener Medien belagert und hatte das Gebiet damit auch von Hilfsgütern abgeschnitten. Auch laut israelischen Regierungsangaben ist die Zahl von Hilfslieferungen rückläufig: Wurden etwa 87.500 Tonnen im September geliefert, waren es bisher im Oktober nur 14.000 Tonnen. Auch die Polio-Impfkampagne für Kinder in Nordgaza ist derzeit unterbrochen.

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