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Prozess gegen Ex-Stasi-MitarbeiterAnklage fordert zwölf Jahre Haft

Ein heute 80-Jähriger soll im Jahr 1974 einen Polen heimtückisch am Bahnhof Friedrichstraße ermordet haben. Nun ist der Prozess zu Ende gegangen.

Der 80-jährige Angeklagte bei einem Verhandlungstag am Kriminalgericht Moabit im März Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Berlin taz | Am Montag fand am Kriminalgericht Moabit der letzte Prozesstag gegen einen 80-jährigen Ex-Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit aus Leipzig statt, der wegen heimtückischen Mordes angeklagt war. Die Staatsanwaltschaft Berlin forderte zwölf Jahre Haft für den Mann.

Die Anklage wirft dem ehemaligen Stasi-Oberleutnant vor, im März 1974 am früheren DDR-Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße den 38-jährigen Polen Czesław Kukuczka von hinten aus zwei Meter Entfernung gezielt in den Rücken geschossen zu haben. Damit hätte der Angeklagte den Polen heimtückisch getötet.

Der Angeklagte sei dabei laut Staatsanwaltschaft mit der „Unschädlichmachung“ des Opfers beauftragt gewesen. Zuvor hatte Kukuczka versucht, mit einer Bombenattrappe in der polnischen Botschaft seine Ausreise zu erzwingen. Die Stasi ließ sich zum Schein auf die Forderung ein. Dann wurde der Mann erschossen.

Die Ermittlungen in dem Fall konnten erst 2016 mit Akten aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv entscheidend vorangebracht werden. Der Angeklagte wies die Vorwürfe durch seine Verteidigerin allgemein zurück und ließ sich ansonsten vor Gericht nicht weiter ein. Die Verteidigung forderte Freispruch für den Angeklagten. Ihrer Ansicht nach handelt es sich um einen Totschlag. Im Gegensatz zum Mord verjährt der Totschlag in der Regel nach 20 Jahren.

Der Prozess am Kriminalgericht Moabit zog sich über 15 Verhandlungstage. Die Verkündung des Urteils wird für den kommenden Montag erwartet.

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