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Comedy-SerieSympathisches Stand-up

„Hacks“ hat den Emmy für „Beste Comedy“ gewonnen. Die Serie thematisiert mit Humor und Tiefgang ein ungleiches Duo.

Die erfahrene Comedian und ihre junge Gagschreiberin verstehen sich nicht auf Anhieb Foto: RTL+

Preise haben in der Kulturbranche oft keinen guten Ruf. Sie seien vorhersehbar, oft würden die größten Player mit Auszeichnungen überhäuft, während unbekanntere oder kleinere Kulturschaffende keine wirkliche Chance hätten, lautet der Vorwurf. Und egal, ob man in die Literatur-, Film- oder Serienwelt guckt, an dem Vorwurf scheint etwas dran zu sein. Doch immer wieder schmuggeln sich kleine Überraschungen auch in die großen Award-Shows, wie bei der diesjährigen Emmy-Verleihung Mitte September in Los Angeles.

Dass „The Bear“ in der Kategorie „Beste Comedy“ abräumen würde, schien eine ausgemachte Sache. Doch dann die große Überraschung: Die HBO Max-Produktion „Hacks“ räumte den Preis ab. Zwar auch keine kleine Produktion, aber zumindest in Europa lief die Serie über die Stand-up-Szene bislang unter dem Radar.

Die Serie

„Hacks“, Staffel 1 und 2 bei Netflix, RTL+, AppleTV, Staffel 3 ab 15. Oktober bei RTL+

Ein Grund für den ausgebliebenen Hype ist vielleicht, dass es etwas dauert, bis man in die Serie eingetaucht ist. Die Komikerin Deborah Vance (Jean Smart) tritt 100 Mal im Jahr in Las Vegas auf und das merkt man ihrer Show an: irgendwie lustig, aber ziemlich routiniert und nichts Neues.

Bevor sie abgesägt wird, stellt ihr Agent ihr die wegen eines Tweets gecancelte Comedian Ava (Hannah Einbinder) aus Los Angeles als neue Gagschreiberin an die Seite. Wie zu erwarten, verstehen die junge queere Autorin und die ältere divenhafte Humor-Ikone sich erst einmal überhaupt nicht.

Mehr als nur Generationenkonflikt

Die Prämisse lässt die zehnteilige erste Staffel vorhersehbar erscheinen, doch dann überrascht einen „Hacks“: mit Narrativen, die sich nicht immer nur um den Generatio­nenkonflikt zwischen den Comedians drehen, sondern auch um emotional aufwühlende Fragen rund um Erfolg, Familie und Gesundheit.

Und das Schönste ist, dass die Protagonist_innen dabei auch mal unsympathisch sein dürfen. Die lustigen Punchlines runden das Ganze zu einer gelungenen Serie ab, die man schneller durchgesuchtet hat, als einem lieb ist. Zum Glück müssen wir in Deutschland nicht mehr lange auf die dritte Staffel warten. Und mir bleibt so lange nichts weiter, als mich bei der Emmy-Jury für einen wirklich guten Serientipp zu bedanken.

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