WWF-Bericht über Wildtiere: Dramatisches Sterben
73 Prozent weniger Landwirbeltiere seit 1970: Laut dem „Living Planet Report“ verschwinden weltweit immer mehr Arten. Doch es gibt auch Hoffnung.
Besonders betroffen sind demnach Lateinamerika und die Karibik: Hier büßten die Populationen von Vögeln, Fischen, Amphibien, Säuge- oder Kriechtieren bis zu 95 Prozent ein. In Afrika liegt der Rückgang bei 76 Prozent, in der Asien-Pazifik-Region bei 60 Prozent. In dicht besiedelten Regionen wie Europa oder Asien ist der Rückgang geringer.
Besonders Süßwasserbiotope sind betroffen: Die hier lebenden Arten verloren 80 Prozent ihrer Population. Landökosysteme büßten 69 Prozent ihrer tierischen Bewohner ein, die Ökosysteme in den Ozeanen verloren 56 Prozent. Der Bericht erscheint seit 1998, der aktuelle bescheinigt dem Artenschwund eine Beschleunigung: Zwischen 1970 und 2016 lag der Schwund noch bei 68 Prozent.
Die Ursachen des Artensterbens seien menschengemacht, erklärt WWF-Vorständin Kathrin Samson: „Wir nehmen zu viel von dem, was uns nicht allein gehört: Wälder, Gewässer, Böden.“ Dabei hatte sich die Staatengemeinschaft 2022 auf der COP 15 der Biodiversitätskonvention darauf verständigt, die Rate des Artensterbens auf ein Zehntel bis 2050 zu reduzieren.
Die COP 16 startet am 21. Oktober in Kolumbien, die Zoologische Gesellschaft London fordert „ehrgeizige Verpflichtungen zur Wiederherstellung der Natur“. Die Mitgliedstaaten müssten nationale Strategien vorlegen, „um von ehrgeizigen Versprechen zur Realität zu gelangen“.
Ein Plan, das Artensterben zu stoppen besteht beispielsweise darin, 30 Prozent der Ozeane zu Schutzgebieten umzuwandeln. Die Zoologische Gesellschaft sieht aber auch Anzeichen der Hoffnung: „Die Zahl der Berggorillas in Zentralafrika hat zwischen 2010 und 2016 aufgrund von Naturschutzbemühungen um jährlich 3 Prozent zugenommen“. Oder die Bisons in Europa: Obwohl die bereits ausgestorben waren, zogen im Jahr 2020 wieder 6.800 Exemplare durch die freie Wildbahn.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“
Wegen antisemitischer Postings
Urteil gegen Kurator:in