Deutsche Wirtschaft schrumpft erneut: Konjunkturflaute hält an
Die deutsche Wirtschaft schrumpft 2024 das zweite Jahr in Folge. Der Ökonom Dullien fordert eine öffentliche Investitionsoffensive.
Berlin taz | Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erwartet eine baldige Besserung der wirtschaftlichen Lage. Die Rahmenbedingungen seien alles andere als zufriedenstellend. „Aber wir sind dabei, uns herauszuarbeiten“, sagte er bei der Vorstellung der Herbstprojektion der Bundesregierung am Mittwoch in Berlin. „Wir verzeichnen Fortschritte bei der Abarbeitung der Probleme.“ Die Bundesregierung hat eine „Wachstumsinitiative“ mit 130 Maßnahmen auf den Weg gebracht, die von Bürokratieabbau über Steuererleichterungen bis zu zinsgünstigen Krediten reichen.
Für dieses Jahr geht die Bundesregierung von einem Schrumpfen des Bundesinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent aus, nachdem es bereits 2023 um 0,3 Prozent zurückgegangen war. Die Zahlen waren bereits Anfang der Woche an Medien gegeben worden. Die Bundesregierung erwartet nun das zweite Rezessionsjahr in Folge. Ursprünglich war sie von einem leichten Wachstum ausgegangen. Dass die Wirtschaft in zwei aufeinander folgenden Jahren schrumpft, gab es in der Bundesrepublik bislang nur einmal: 2002 und 2003, als nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 die Weltwirtschaft einbrach.
Aktuell belastet die schwache Nachfrage im Inland die deutsche Wirtschaft. Das Wachstum der Weltwirtschaft schlage nicht auf Deutschland durch, sagte Habeck. Die Bundesregierung rechnet für 2024 mit einer Zunahme der Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent im Vorjahr auf 6 Prozent.
Für 2025 sagt die Projektion einen Zuwachs des BIP um 1,1 Prozent voraus, für 2026 ein Plus von 1,6 Prozent. Der Ökonom Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hält diese Einschätzung für „übertrieben optimistisch“. „Um der Industrie nachhaltig zu helfen, müsste die Bundesregierung jetzt erneut die Konzepte eines Brückenstrompreises wiederbeleben und zugleich verlässlich eine große öffentliche Investitionsoffensive auflegen“, forderte er. Mit einem Brückenstrompreis können hohe Energiekosten aufgefangen werden, die die Industrie belasten.
Leser*innenkommentare
Jim Hawkins
Sie kriegen es einfach nicht gebacken. Träumen von grünem Stahl und sanfter Wind- und Sonnenenergie.
Das Reh Kapital sieht es mit Grausen und wandert ab samt immer mehr Industriebetrieben.
Geht das so weiter, wird es für die NGO, die das alles ideologisch, gut bestallt von ihren Kumpels in der Ampel, irgendwann eng.
Laufen Produktion und Kapital-Verwertung nicht mehr rund, wird es eng für den Überbau.
Wäre es nur das, wäre es egal, aber Not und Elend werden auch dramatisch zunehmen.
Rudi Hamm
Wir werden bei -0.5 bis -1% bis Ende des Jahres ankommen, wie ich gegen April geschrieben hatte. Und ich schreibe nochmal was: Wir werden ein noch schlechtes 2025 bekommen. Da es allen um uns herum besser geht, liegt der Fehler an dieser Regierung. Diese Ampel hat es nicht geschafft die Bürger und Firmen für ihre Politik mitzunehmen, sie hat einfach nur von oben nach unten diktiert - das ist die Quittung.
casio
Robert Habeck soll die Wirtschaft ans Laufen bekommen. Was ist bei ihm los? Wir haben alle Angst um unseren Job. Das darf doch nicht wahr sein. Was für ein Wirtschaftsminister ist er denn?