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Debatte um „Trostfrauen“-MahnmalTrostlos vor Gericht

Die „Trostfrauen“ sind Japan ein Dorn im Auge. Im Streit um den Abbau der „Trostfrauenstatue“ können sich Bezirk und Korea-Verband nicht einigen.

Das Denkmal stellt eine „Trostfrau“ genannte Sexsklavin für japanische Militärs im Zweiten Weltkrieg dar Foto: Fabian Sommer/dpa

Berlin taz | Für die Zukunft der „Trostfrauenstatue“ in Moabit läuft alles auf eine gerichtliche Auseinandersetzung hinaus. Das Bezirksamt Mitte besteht auf einem Abbau der Statue durch den Korea-Verband, dem das Denkmal gehört, innerhalb von vier Wochen. Bürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) beruft sich darauf, dass private Kunst, die nicht aus einem Kunstwettbewerb hervorgegangen ist, nur temporär im öffentlichen Raum stehen darf. Die Statue stand vier Jahre lang.

Der Korea-Verband kritisiert, dass das Bezirksamt die Rechtsgrundlage für diese Entscheidung nicht offengelegt habe, und vermutet einen anderen Grund: den Druck, den die japanische Regierung auf deutsche Behörden ausübt. Das Denkmal stellt eine „Trostfrau“ genannte Sexsklavin für japanische Militärs im Zweiten Weltkrieg dar.

„Wir wünschen uns, dass die Statue am jetzigen Standort verbleiben kann, wo wir seit 16 Jahren tief in der Nachbarschaft Moabit integriert sind“, so Nataly Jung-Hwa Han. Der Verband wäre zwar zu einem Umzug bereit, will dafür aber einen Zeitraum von einem Jahr statt vier Wochen, um einen neuen geeigneten Standort zu finden.

An den stellt der Verband Bedingungen, die der Bezirk wohl nicht erfüllen wird: Er besteht auf einer landeseigenen Fläche. „Als politisch und religiös unabhängiger Verband“ käme „die Aufstellung auf dem Grundstück einer Religionsgemeinschaft und einer parteinahen Stiftung nicht in Betracht“. Damit wäre das Angebot der evangelischen Kirche ebenso vom Tisch wie das der Heinrich-Böll-Stiftung. Zur Möglichkeit, auf ein gewerkschaftliches Grundstück zu ziehen, äußert sich der Verband nicht.

Grüne machen sich für den Erhalt der Friedensstatue stark

Weiterhin besteht der Verband auf einem Standort in der Nähe ihres Trostfrauen-Museums. „Aufgrund des pädagogischen Konzepts“ sei es nötig, „dass sich die Besucherinnen und Besucher des Museums während der Führung ungehindert zur Friedensstatue begeben können“.

Von einer gerichtlichen Auseinandersetzung verspricht sich der Korea-Verband zudem, dass der Bezirk seine Akten offenlegen muss und damit bekannt wird, ob und wie Tokio auf das Bezirksamt eingewirkt hat.

Am Wochenende hat sich die Flinta-Konferenz der grünen Frauen in einem Beschlussantrag an die Landespartei für eine Lösung zum Erhalt der Friedensstatue starkgemacht.

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1 Kommentar

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  • Danke



    Erst dank dieses Berichtes wird mit die Bedeutung der Geschichte zur „Trostfrau“ klar. Dank dem Denkmal kam es überhaupt erst dazu, dass dies einer breiten Öffentlichkeit bewusst wird. Das Denkmal ist gut und richtig und sollte für immer öffentlich gut sichtbar stehen. Wir dürfen die dunklen Seiten der Vergangenheit nicht verbergen - wir nicht, die Japaner nicht, niemand. Danke für das Denkmal, danke für den Bericht.