Ein Ausblick auf 2034: Die BuKI wird's schon richten
Wenn erst die Künstliche Intelligenz an der Regierung ist – dann steht uns das Wasser wirklich bis zum Hals: aber ungegendert und mit N-Wort!
E ilig strebte der Ministerialdirigent durch die engen, schmucklosen Gänge des Bundesbunkers (BuBu). Der Referent, die Mappe „Morgenlage und Entscheidungshilfe 30.09.2034“ unterm Arm, hatte Mühe, Schritt zu halten. „Schneller, Meier, die Kanzlerin wartet nicht gerne.“ Der Referent beschleunigte und fragte keuchend: „Bekommt die Kanzlerin jeden Morgen diese KI-generierten Vorschläge vorgelegt?“ Sein Chef nickte im Gehen. „Aber das ist doch völlig unsinniges Zeug.“
„Meier!“, bellte der Ministerialdirigent barsch: „Die BuKI ist von allerhöchster Stelle abgesegnet. Als Trainingsdaten wurden alle Entscheidungen der Bundesregierungen zwischen 1990 und 2025 verwendet. Reinstes, von Menschen erzeugtes Material, das nicht seinerseits schon mit KI-generierten Daten verseucht war! Wir geben Probleme ein und erhalten einen parteiübergreifenden, jeder Ideologie unverdächtigen Output.“ Sie hatten das Büro der Kanzlerin erreicht, die Sicherheit nickte beide herein.
Die Kanzlerin saß am Schreibtisch, wie immer, geradezu unnatürlich aufrecht, gleichmäßig ausgeleuchtet, eine Kamera schräg von links auf sie gerichtet.
„Ah sehr gut, pünktlich, wir wollen die Zuschauer ja nicht warten lassen. Wie ist die Lage, Herr Ministerialdirigent?“ „Schwere Überschwemmungen in ganz Brandenburg, bis nach Sachsen an die Erzgebirgskante. Alle tieferen Lagen Thüringens: maritim. Pegelstände jedoch nicht mehr als 3 Meter über den Deichkronen. Eine weitere gute Nachricht: Das jahreszeitlich bedingte Flammeninferno vor den Toren der Wasserfestung Berlin ist gelöscht.“ „Ausgezeichnet“, erwiderte die Kanzlerin. „Vorgeschlagene Maßnahmen gegen die Überflutung?“ „Schließung mehrerer Krankenhäuser, Kürzung der Arbeitslosenunterstützung um 40 Prozent und sofortige Abschiebung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in großem Stil.“
„Was glauben Sie denn, wofür die KI angeschafft wurde?“
Die Kanzlerin nickte zufrieden, ließ sich einen Stift reichen und zeichnete die Maßnahmen ab. Meier nahm seinen ganzen Mut zusammen: „Sie wissen aber, dass Abschiebungen nicht gegen die Flut helfen, oder?“ Der Ministerialdirigent erstarrte. Die Kanzlerin aber musterte spöttisch den Referenten. „Was glauben Sie denn, wofür die KI angeschafft wurde?“
Das Telefon klingelte. „Der Gauleiter Hamburg“, die Sicherheit hielt den Hörer fragend in Richtung Kanzlerin. Die griff freudig zu. „Na, alter Kampfgenosse, ich hab die Bilder schon gesehen. Der Blankenese-Ponton aufs offene Meer getrieben, haha. Jetzt beruhig dich mal. Sag den Leuten, sie sind frei. Ja, frei. Sie können überallhin mit ihrem Diesel, äh, Dieselboot fahren. Und jederzeit [N-Wort] sagen. Was? Doch, so einfach ist das! [N-Wort], [N-Wort], [N-Wort].“
Die Kanzlerin drosch den Hörer auf den Apparat. Auf dem Gang vor der Tür, wohin die Sicherheit die beiden unauffällig geschoben hatte, schaute der Ministerialdirigent drohend auf Meier, der kleinlaut flüsterte: „Ich lasse dann schon mal die Minderjährigen zu den Sammelstellen bringen, ja?“
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