Mit Öltankern und Militärhilfen: Wettlauf um Afrikas Gunst

Die USA und Russland versuchen, ihren Einfluss auf dem Kontinent zu vergrößern. Ein Grund: Bald könnte Afrika zwei Sitze im Sicherheitsrat erhalten.

Blick auf den Hafen auf Dakar

Der Hafen von Dakar, hier landet das russische Öl an Foto: John Wessels/afp

Kampala taz | Regelmäßig dockt am Hafen der senegalesischen Hauptstadt Dakar derzeit ein gechartertes Schiff an, um gewaltige Mengen Öl abzuladen. Siebzehn solche Lastenschiffe haben in diesem Jahr bereits vier Millionen Barrel Öl in den Senegal importiert, so die Angaben des Onlinemagazins Africa Intelligence. Dies sind durchschnittlich rund 20.000 Barrel pro Tag, also ein Drittel des Gesamtverbrauchs im Senegal.

Produziert und raffiniert wird dieses Öl in Russland. Verschifft wird es allerdings über eine quasirussische Firma, Demex Trading Ltd., die in Dubai registriert ist und in der Freihandelszone Dubai Multi Commodities Centre ihren Sitz hat. Demex hat im vergangenen Jahr laut Angaben von Africa Intelligence Dutzende Charterschiffe mit russischem Öl nach Westafrika geschickt. Bezahlt werden dabei Dumpingpreise weit unter dem Marktwert – und meist nicht in der westafrikanischen Regionalwährung CFA, sondern in Gold.

Ähnlich enorme Ölmengen lieferte Demex in den vergangenen Monaten auch in andere westafrikanische Staaten. Und zwar nicht nur nach Mali oder Burkina Faso, wo sich prorussische Militärjuntas an die Macht geputscht haben, sondern auch in Länder wie Senegal, Benin, Elfenbeinküste oder Ghana, die nach wie vor prowestlich orientiert sind.

Diese billigen Ölllieferungen sind Teil einer größeren Strategie Moskaus, die russische Einflusszone auf dem afrikanischen Kontinent weiter auszubauen – und zwar nicht nur in militärischer Hinsicht, wie dies bislang im Fall der privaten russischen Söldnerfirma Wagner der Fall war. Unter dem Label „Afrika Initiative“ hat die russische Regierung im vergangenen Jahr einen Plan ausgefeilt, die afrikanischen Länder auch wirtschaftlich enger an Russland zu binden.

Russland spendiert 100 Millionen Dollar an Ugandas Armee

Vor dem Hintergrund internationaler Wirtschafts- und Finanzsanktionen gegenüber Russland, ausgelöst durch den Ukrainekrieg, ist Afrika als Absatzmarkt für russische Produkte hoch im Kurs. Dies zeigte sich auch Anfang September beim Eastern Economic Forum, einem Wirtschaftsgipfel, der jährlich in Wladiwostok abgehalten wird, der östlichsten russischen Stadt. Bislang lag der Fokus dieses Treffens auf dem Handel mit Asien. Doch in diesem Jahr waren auch zahlreiche afrikanische Vertreter zu Gast. Dort wurde nun offiziell eine russisch-afrikanische Handelskammer ins Leben gerufen, um die Wirtschaftsbeziehungen mit Afrika weiter auszubauen.

Unter dem Label „Afrika Initiative“ hat die russische Regierung im vergangenen Jahr einen Plan ausgefeilt, die afrikanischen Länder auch wirtschaftlich enger an sich zu binden

Fast täglich publiziert der Nachrichtenkanal „Afrika-Initiative“ auf dem Portal Telegram derzeit neue Abkommen zwischen Moskau und afrikanischen Staaten: Ab Ende des Jahres soll es direkte Charterflüge zwischen Russland und Tansania geben. Eine weitere Erfolgsmeldung lautet: Russland spendierte jüngst 100 Millionen Dollar an die ugandische Armee für Modernisierungszwecke.

USA spenden Militärausrüstung an pro-westliche Staaten

Gleichzeitig reagiert nun auch der Westen mit einer ähnlichen Charmeoffensive. Nach dem Rausschmiss der US-amerikanischen Truppen aus Niger kurz nach dem Putsch des prorussischen Generals Abdourahamane Tchiani im März, hat nun die US-Armee angekündigt, sie werde ihre in Afrika stationierte Militärausrüstung im Wert von 20 Millionen Dollar den Streitkräften von Elfenbeinküste, Benin und Ghana spendieren.

US-Africom Kommandant Michael Langley sucht derzeit nach einem neuen Standpunkt für seine Einsatzzentrale auf dem Kontinent und liebäugelt dabei mit der Elfenbeinküste oder Benin, sagte er jüngst. Bereits im September 2023 hat Washington mit Kenia ein Verteidigungsabkommen geschlossen und baut auch die wirtschaftlichen Beziehungen weiter aus.

Der Wettlauf um Afrika ist voll im Gange. Grund für diese Rivalität auf dem afrikanischen Kontinent, die an die Zeiten des Kalten Krieges erinnern, ist die Idee, den UN-Sicherheitsrat zu reformieren und den 55 afrikanischen Staaten zwei Sitze in diesem Gremium einzuräumen. Damit wird Afrika in Zukunft auch in Fragen der Weltpolitik relevanter.

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