Vorwürfe gegen die Ukraine: Malis Militärjunta mit Moskau
Mali bricht die Beziehungen zur Ukraine ab. Hintergrund: Der Tod russischer Wagner-Kämpfer bei einem Rebellenhinterhalt.
Hintergrund ist das blutige Debakel, das russische Wagner-Kämpfer gemeinsam mit Malis Armee Ende Juli beim Versuch erlitten, die Stadt Tinzaouaten an der Grenze zu Algerien zu erobern. Eine Wagner-Kolonne geriet in einen Hinterhalt. Die Tuareg-Rebellen, die das Gebiet kontrollieren, meldeten hinterher 47 tote Regierungssoldaten und 84 getötete Wagner-Kämpfer.
Malis Regierung machte dafür die islamistische Terrorgruppe JNIM (Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime) verantwortlich. Wenig später tauchte im Internet ein Foto auf, auf dem malische Tuareg-Rebellen ihre eigene Flagge und die der Ukraine in die Kamera halten. Und in Medienberichten ließ ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes wissen, man habe den Rebellen „notwendige Informationen“ für den Angriff auf die Russen geliefert.
Das Foto wurde rasch als Montage entlarvt. Doch im Senegal, dessen neugewählte Regierung ebenfalls antiwestlich eingestellt ist, wurde der ukrainische Botschafter einbestellt und Senegals Außenministerium protestierte gegen ein angebliches ukrainisches „Propagandavideo“ über Tinzaouaten.
Malis Regierung wirft der Regierung der Ukraine nun vor, die „subversiven“ Äußerungen ihres Botschafters in Senegal nicht verurteilt zu haben, und begründet damit den Abbruch der Beziehungen. Mali sei im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine „neutral, heißt es weiter – und direkt danach aber: „Außerdem steht die Übergangsregierung der Republik Mali vollständig hinter der Diagnose der Russischen Föderation, die die Welt seit Jahren auf den neonazistischen und kriminellen Charakter der ukrainischen Machthaber hinweist“.
Die malischen Gegner der Militärregierung haben umgehend regiert. Ein sich als „Regierung Malis im Exil“ bezeichnendes Oppositionsbündnis mit Tuareg-Vertretern bezichtigt in einer Erklärung Malis Militärmachthaber, „unsere Armee zu Hilfsschützen russischer Kolonisatoren“ reduziert zu haben. Das malische und das ukrainische Volk habe in der Wagner-Gruppe „einen gemeinsamen Feind“ und „die ukrainische Armee ist nicht mit der malischen Armee im Krieg, sondern mit der Terrororganisation Wagner“, heißt es weiter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett