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Konferenz über WalfangJapans Walfänger sind zurück

Die Internationale Walfangkommission muss sich mit Japans plötzlicher Abschussquote für Finnwale auseinandersetzen.

Japanische Walfänger wollen wieder mehr Meeressäuger schießen Foto: epa/dpa

TOKIO taz | Fünf Jahre nach dem Austritt aus der Internationalen Walfangkommission sorgt Japan mit der Ausweitung seiner Jagd auf die Meeressäuger für Aufsehen. Im Juni erlaubte die Regierung überraschend den Abschuss von bis zu 59 Finnwalen in diesem Jahr. Die Bestände im Nordpazifik hätten sich auf 20.000 Tiere erholt. Dazu will Japan bis zu 167 Minke-, 187 Bryde- und 25 Sei-Wale töten.

Im Frühjahr war ein neues Mutterschiff für die Fangflotte in Betrieb gegangen. Inzwischen hat die mächtige Bugharpune der „Kangei Maru“ schon mindestens fünf Finnwale getötet. Es waren die ersten Abschüsse im Nordpazifik seit fast 50 Jahren. Dort war der „König der Wale“, so ein japanischer Fischer, lange Zeit fast ausgerottet. Mit ihrer Reichweite von 13.000 Kilometer weckte die „Kangei Maru“ zudem den Verdacht, dass Japan wieder vor der Antarktis Wale fangen will, was man früher mit „Forschungzwecken“ begründet hatte.

Zu diesen Entwicklungen passt der japanische Auslieferungsantrag an Dänemark für den Aktivisten Paul Watson. Der Gründer von „Sea Shepard“ sitzt seit Ende Juli wegen eines von Japan erwirkten internationalen Haftbefehls in einem Gefängnis in Grönland. Japan wirft ihm die Beschädigung eines japanischen Walfangschiffes und einen Stinkbombenangriff auf ein Besatzungsmitglied im Jahr 2010 vor. Diesmal wollte Watson mit dem Flaggschiff seiner Stiftung die japanische Fangflotte im Nordpazifik bei ihrer Jagd auf Finnwale stören. Doch der Tankstopp in Grönland wurde ihm zum Verhängnis.

Außer Japan kündigten in diesem Jahr auch die anderen beiden kommerziellen Fangnationen an, ihre Jagd zu intensivieren. Norwegen erhöhte im Februar die jährliche Abschussquote um 16 Prozent auf 1.157 Minkewale, die Quoten der beiden Vorjahre seien nicht ausgeschöpft worden. Und Island setzte eine Fangmenge von 128 Finnwalen fest und enttäuschte damit Erwartungen nach einem Aus. Im Sommer des Vorjahres hatte die Regierung den Walfang wegen Berichten über Grausamkeit gegen die Tiere für zwei Monate ausgesetzt.

Schwache Nachfrage nach Walfleisch

Jedoch passen diese Beschlüsse nicht zu der schwachen Nachfrage nach Walfleisch. In Japan stagniert der Konsum seit Jahren bei 2.000 Tonnen. Die Regierung strebt mindestens 5.000 Tonnen an, sonst rechnet sich der Fang nicht. In Island schreibt die einzige Walfangfirma schon länger rote Zahlen. Dort liegen angeblich noch 2.000 Tonnen in den Kühlhäusern. Auch in Norwegen essen nur noch vier Prozent der Bevölkerung regelmäßig Walfleisch.

Die Erhöhung der Fangquoten seitens der drei Fangnationen beschäftigt auch die Internationale Walfangkommission (IWC), die sich in dieser Woche im peruanischen Lima zu ihrer Jahrestagung trifft. Die EU-Länder haben eine Resolution auf die Agenda gesetzt, die die Walfangnationen an ihre Verpflichtungen nach internationalem Völker- und Seerecht erinnert. Die Resolution zielt auf Japan, das für seine plötzliche Finnwaljagd auch als Nichtmitglied die Kommission hätte konsultieren müssen. Die Behörde besitzt das globale Mandat für den Walfang.

Trotz IWC-Austritt mischt Japan weiter kräftig mit

Nach dem IWC-Austritt beschränkte sich Japan auf den Walfang in seinen Hoheitsgewässern und seiner riesigen exklusiven Wirtschaftszone. Aber Finnwale sind eine wandernde Art. Daher hätte Japan die grenzüberschreitenden Folgen abschätzen müssen, sagte Malgosia Fitzmaurice, Anwältin für Meeresumweltfragen in London.

Zudem legten japanische Vertreter, die weiter am IWC-Wissenschaftsausschuss teilnehmen, bei der Sitzung im Mai keine Informationen zur geplanten Finnwaljagd auf den Tisch. „Japan zieht definitiv immer noch die Fäden bei der IWC, weshalb diese Resolution die Regierung so verärgert hat“, meinte Matt Collis vom International Fund for Animal Welfare.

Meeresschützer sind empört

Die Debatte stellt auch die Wirksamkeit der Walfangkommission infrage. Erst kürzlich hatten drei Forscher im Magazin Nature die IWC aufgefordert, sich selbst aufzulösen. Die Behörde hätte praktisch keinen Einfluss auf den Walfangumfang nach dem Moratorium von 1985 gehabt, schreiben der Klimaforscher Peter Bridgewater von der Australian National University und seine beiden Mitstreiter.

Meeresschützer reagierten empört. „Die Autoren ignorieren die laufenden Naturschutzarbeiten des IWC“, sagte Mark Simmonds, wissenschaftlicher Leiter von Ocean Care.

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6 Kommentare

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  • @VIGOLEIS

    Wenn ich's richtig verstehe, wurde er infolge einer Interpol "red notice" verhaftet.

    Signierende Staten /können/, /müssen/ aber nicht die Verhaftung durchführen (die USA haben -- lange -- nicht).

    Zudem ist bekannt, dass auch repressive Staaten (China, u.a.) von diesen red notices rege Gebrauch machen, um politische Aktivist*innen im Ausland zu piesacken (meist wird dann niemand ausgeliefert, aber die ganze Prozedur ist ärgerlich genug).

    Insofern bleibe ich bei: pfui, Grönland!

  • Wenn Waale aus der Tiefsee aufsteigen bringen sie Phytoplankton mit an die Wasseroberfläche. Dieses Phytoplankton betreibt dort Photosynthese und bindet dadurch nicht nur große Mengen CO2, sonder produziert auch bis 80% des atmosphärischen Sauerstoffs.



    Wir sind auf das Phytoplankton und die Waale angewiesen. Die Bestände des Plankton sind seit den 50ern um 40% zurück gegangen.



    Ist die Bundeswehr nicht grade durch die Meeresenge beit Taiwan geschippert?



    Die können dann ja gleich weiter fahren und wenigstens beobachten, was die Japaner in internationalen Gewässern so treiben.

  • Kaum Nachfrage nach Walfleisch (seit Jahren rückläufig).



    Warum dann Jagd?



    Dreht die Menschheit einfach durch? Tut Dinge, einfach nur, um sich über Gebote hinwegzusetzen? "Seht her, ich mache, was ich will!"



    Oder fressen die Wale zu viel Krill, der ja inzwischen auch für Kosmetik- und Lifestyleprodukte genutzt wird?



    Vielleicht geht es in Japan - wie auch hierzulande - schlicht um Arbeitsplätze ...

  • Warum Festhalten an den unnötigen grausamen industrialisierten Morden, wenn der Bedarf doch nachweislich zurückgeht? Zuletzt landete Walfleisch in Pelztierfarmen (eine weitere menschliche Perversion) und in Hundefutterdosen.

  • Dass Grönland bei der Verhaftung Watsons mitmacht zeigt mal wieder wie verlogen der Haufen der sich selbst "demokratisch" nennenden Regierungen ist.

    • @tomás zerolo:

      Verlogen ist das nicht. Wenn ein Rechtsstaat ein Auslieferungsgesuch stellt, prüfen andere Rechtsstaaten dieses. Hr. Watson festzusetzen, ist durch internationalen Recht begründet. Er bewegt sich nicht in einer anderen Rechtssphäre, so sehr man sein Anliegen (und seinen militanten Aktionismus) auch gutheißen mag.



      Etwas anderes ist es, dem Ersuchen nachzukommen. Sollte ein dänisches Gericht zu dem Schluss kommen, dass ihn in Japan kein rechtsstaatliches, faires und unabhängiges Verfahren bzw. eine unangemessen hohe Strafe erwarten, sieht die Sache anders aus.



      Bedenken in Bezug auf dänische Demokratie oder Rechtsstaatlichkeit kämen mir, wenn, sagen wir mal, Hr. Putin sich im Kopenhagener Tivoli einen bunten Tage machte und die dänische Justiz nicht zugriffe.



      Abschreckendes Beispiel ist die Mongolei: Statt pflichtgemäß Hr. Putin dort zu verhaften und dem IGH zu übergeben, bereitete man ihm einen opulenten Staatsempfang. In diesem Fall hätte ich Ihre Erregung nachvollziehen können.



      Inhaltlich (was den Naturschutz betrifft) gebe ich Ihnen recht. Japan hat ein unlösbares Walfangproblem (wie die USA ein unlösbares Waffenproblem und Ditschl ein unlösbares Autoproblem).