Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg: Grünen-Hochburg vor Personalwechsel
Die Mietenpolitik-Expertin Katrin Schmidberger will 2025 als Nachfolgerin von Canan Bayram für Friedrichshain-Kreuzberg in den Bundestag einziehen.
Sie engagiere sich gern und mit viel Leidenschaft in der Landespolitik, sagte Schmidberger. Aber: „Der Bund entscheidet, ob die Berliner Mieter:innen wirklich geschützt werden.“ Wohnungs- wie Gewerbemieter:innen, so die Parteilinke, bräuchten endlich ein faires Miet- und Baurecht. „Genau das will ich erreichen. Und Mietrecht geht eben nur im Bund.“
Der Bundestagswahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost gilt als sichere Bank für die Grünen. Seit über zwei Jahrzehnten holt die Partei hier verlässlich das Direktmandat, fast immer mit großem Abstand zu den zweit- und drittplatzierten Kandidat:innen von Linkspartei und SPD.
Erst räumte die linke Parteiikone Hans-Christian Ströbele viermal hintereinander das Mandat ab, 2017 und 2021 gewann schließlich die ebenso linke Juristin Canan Bayram, zuletzt mit rund 38 Prozent der Stimmen. Nun will Katrin Schmidberger das Rennen machen.
Bayram will nicht mehr – oder doch noch mal?
Canan Bayram, heißt es seit längerem, habe mehr als einmal deutlich gemacht, bei der Wahl am 28. September 2025 nicht erneut antreten zu wollen. Zuletzt war indes auch zu hören, dass die 58-Jährige eine erneute Kandidatur doch nicht ausschließt. Dann liefe es bei der Grünen-Wahlkreismitgliederversammlung im Herbst auf eine Kampfabstimmung innerhalb des linken Parteiflügels hinaus. Eine entsprechende taz-Anfrage ließ Bayram unbeantwortet.
Nach taz-Informationen wird die Bewerbung der 42-jährigen Mietenpolitik-Expertin Schmidberger von etlichen Spitzenvertreter:innen des linken Parteiflügels unterstützt, im Landesvorstand ebenso wie im Abgeordnetenhaus und im Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg.
Die langjährige Mitarbeiterin Hans-Christian Ströbeles zog 2011 für die Grünen ins Landesparlament. Ihr Abgeordnetenhaus-Direktmandat im Westen Kreuzbergs verteidigte sie vor drei Jahren mit über 40 Prozent, sie vereinte damit mehr Erststimmen auf sich als die Kandidat:innen von SPD und Linkspartei zusammen.
Schmidberger wirbt parteiintern für sich mit den Themen, die sie auch im Abgeordnetenhaus beackert: bezahlbare Mieten und soziale Stadtentwicklung, der Widerstand gegen den Weiterbau der A100 durch Friedrichshain nach Prenzlauer Berg inklusive. Sie wolle dabei auch und vor allem „für die direkten Anliegen der Menschen im Wahlkreis da sein und ihre Forderungen in den Bundestag tragen“, sagte Schmidberger zur taz.
Monika Herrmann rückt als Nächste nach
Dem Vernehmen nach will auch der Realo-Flügel eine Kandidatin ins Rennen schicken, deren Chancen allerdings äußerst gering sind. Zwar gehört mit dem östlichen Prenzlauer Berg ein Teil des Wahlkreises zu Pankow, wo die konservativeren Realos das Sagen haben.
Dessen ungeachtet stellen die noch mal einen Zacken linker als andere linke Verbände tickenden Friedrichshain-Kreuzberger:innen die Mehrheit der stimmberechtigten Parteimitglieder im Wahlkreis. An einer Direktkandidatin vom linken Parteiflügel dürfte wie in all den Jahren zuvor also auch jetzt kein Weg vorbeiführen.
Sollte Katrin Schmidberger in einem Jahr in den Bundestag wechseln, könnte eine andere Friedrichshain-Kreuzbergerin für sie ins Abgeordnetenhaus nachrücken: Ex-Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann. Bei der Berlin-Wahl 2021 hatte Herrmann den Einzug ins Landesparlament knapp verpasst, auf der Grünen-Landesliste steht sie seither auf dem ersten Nachrücker:innenplatz.
Herrmann macht sich vor allem für die Mobilitätswende stark und ist dafür bekannt, keinem Streit aus dem Weg zu gehen. Schon die bloße Erwähnung ihres Namens treibt nicht nur bei zahlreichen CDU-Männern den Puls hoch. Sie zählt – obwohl derzeit nur Sprecherin der Grünen-Landesarbeitsgemeinschaft Mobilität – auch weiterhin zu den Lieblingsfeind:innen der B.Z.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!