Syrer:innen zum Anschlag in Solingen: Terror bedroht unser Zusammenleben
Der Verein Agora für deutsch-syrische Begegnungen verurteilt das Attentat in Solingen. Die taz dokumentiert den offenen Brief von 350 Unterzeichner:innen.
Wir Syrer in Deutschland sehen es als unsere Pflicht an, den abscheulichen Terrorakt von Solingen entschieden zu verurteilen. Wir hoffen, dass der Drahtzieher dieses Verbrechens und alle, die ihn dabei unterstützt haben, bestraft werden. Der abscheuliche Terrorakt hat uns zutiefst erschüttert und uns mit Panik erfüllt. Es war ein Akt des Terrorismus gegen uns alle, der unser Zusammenleben bedroht.
Wir Syrer haben in diesem Land Sicherheit gesucht, auf der Flucht vor dem Terror der Diktatur, des islamischen Extremismus und bewaffneter Milizen. Vor systematischen Tötungen, Inhaftierungen, Folter und Zerstörung. Wir kamen auf der Suche nach Freiheit, Würde, Menschenrechten, Demokratie und Perspektiven für Bildung und Arbeit für uns und unsere Kinder hierher.
Tausende von uns haben eine Überfahrt übers Meer gewagt, um der Unterdrückung durch das syrische Regime zu entkommen, und viele von uns haben geliebte Menschen im Mittelmeer verloren. Angst und Schrecken haben uns dazu gebracht, unser Leben zu riskieren, und wir konnten uns nicht vorstellen, dass der Terrorismus uns verfolgen und Verbrechen gegen die begehen wird, die uns aufgenommen haben.
Wir sind zutiefst empört über das Vorgehen islamistischer Extremisten, die mit ihrem Diskurs des Hasses und ihren Verbrechen unsere Gastgeber und uns bedrohen. Wir erklären unsere uneingeschränkte Solidarität mit den Angehörigen der Opfer und den Verletzten. Unser Respekt gilt auch den Sicherheitskräften, den Sanitätern und allen in Deutschland, die im Kampf gegen den Terrorismus stehen, sowie allen, die sich für Gerechtigkeit, Menschenrechte, Menschlichkeit und Toleranz einsetzen.
Terror lässt sich nur verhindern, wenn wir die Werte des Zusammenlebens hochhalten, eines Zusammenlebens von Christen, Juden, Muslimen und Konfessionslosen. Was uns Menschen verbindet, ist viel mehr als das, was uns trennt, und unsere Grundwerte sollten universell sein. Deutschland ist hier mit der Verfassung und Rechtsstaatlichkeit ein Vorreiter.
Mouwaffag Nyrabia, Anwar Bader, Nihad Sierees, Jad Alkarim Aljbaee, Faraj Bayrakdar, Aida Bouz, Sausan Jamil Hasan, Alise Mofrej, Jalal Amin, Prof. Dr. Abdo Abboud, Sabiha Khalil, Abdlhakeem Qoutaifan, Louay Nimah, Riad Seif, Prof. Dr. Ibrahim Chahoud.
Leser*innenkommentare
Chris McZott
Ich meine mich an einen taz-Kommentar zum Hanau-Attentat zu erinnern, der solche "Wir müssen uns alle lieb haben"-Kommentare der Deutschen kritisierte und stattdessen ganz klare Ausgrenzung (z.B. in Beruf und Alltag) von Rechtsradikalen durch Deutsche forderte. Jeder Deutsche, der nicht aktiv gegen rechts vorgehen würde, sei letztlich ein Unterstützer von strukturellem Rassismus und damit auch von rassitischen Morden.
Wäre das was für die muslimischen Gemeinden? Nur mal so als Denkanstoß...
shantivanille
" . . . beschreibt das Netzwerk als „gefährlich und brutal, da sie keine Empathie mit ihren Opfern haben“."
Klingt alles nach einer klassischen Psychopathie.
Diese wird unter Wiki beschrieben als "eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht."
Für die Psychopathie konnte nachgewiesen werden, dass verschiedene Hirnregionen ein Struktur- oder Funktionsdefizit aufweisen.
Die Gehirnmasse in der präfrontalen und orbitofrontalen Großhirnrinde ist reduziert.
Dies ist u. a. assoziiert mit mangelhaftem sozialem Normverständnis und dem Fehlen von Schuldbewusstsein. Des Weiteren wurde eine Dysregulation der Amygdala-Funktion beschrieben. . . . Außerdem konnte auch eine Hippocampus-Dysfunktion belegt werden. . . . Weitere Hirnregionen sind – vermutlich als Folge der beschriebenen Defekte – ebenfalls betroffen."
Hitler gilt als klassischer Psychopath.
de.wikipedia.org/wiki/Psychopathie
ToSten23
"Wir Syrer in Deutschland sehen es als unsere Pflicht an, den abscheulichen Terrorakt von Solingen entschieden zu verurteilen"
und
"Wir sind zutiefst empört über das Vorgehen islamistischer Extremisten, die mit ihrem Diskurs des Hasses und ihren Verbrechen unsere Gastgeber und uns bedrohen. Wir erklären unsere uneingeschränkte Solidarität mit den Angehörigen der Opfer und den Verletzten. Unser Respekt gilt auch den Sicherheitskräften, den Sanitätern und allen in Deutschland, die im Kampf gegen den Terrorismus stehen, sowie allen, die sich für Gerechtigkeit, Menschenrechte, Menschlichkeit und Toleranz einsetzen.
Terror lässt sich nur verhindern, wenn wir die Werte des Zusammenlebens hochhalten, eines Zusammenlebens von Christen, Juden, Muslimen und Konfessionslosen. Was uns Menschen verbindet, ist viel mehr als das, was uns trennt, und unsere Grundwerte sollten universell sein. Deutschland ist hier mit der Verfassung und Rechtsstaatlichkeit ein Vorreiter."
Sind enorm klare Worte die weit verbreitet werden sollten.
Meriem Aboud
Interessant kein Wort zum Motiv des Landsmannes?
Uschy
@Meriem Aboud Woher sollten die Unterzeichnerinnen das Motiv des "Landsmannes" kennen?
BierzeltLeitkultur
@Meriem Aboud Woher sollen die das denn wissen? Wissen wir warum unsere psychisch Kranken manchmal durchdrehen?
Vigoleis
@Meriem Aboud Den Terrorakt haben sie verurteilt. Mehr ist, nach hiesigen (und universellen) Rechtsstandards nicht zu tun. Dafür muss sich der Täter individuell verantworten.
Dem folgend frage ich mich aber, was der Brief ausdrücken bedeuten soll. Was darin steht, sollte eine nicht näher zu betonende Selbstverständlichkeit sein. Für uns und alle, die wir "aufgenommen haben".
BrendanB
@Meriem Aboud Kennen Sie es? Ist das wichtig?