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Einzigartiges Wu-Tang-AlbumPharma Bro muss loslassen

Der US-Investor Martin Shkre­li muss das Wu-Tang-Clan-Album „Once Upon a Time in Shaolin“ aushändigen. Er besaß die einzige Kopie.

US-Investor Martin Shkreli kaufte das Wu-Tang-Album Foto: Richard Drew/ap

Berlin taz | Der US-Investor und „Pharma Bro“ Martin Shkre­li muss seine Kopien des Wu-Tang-Clan-Albums „Once Upon a Time in Shaolin“ aushändigen. Eine New Yorker Bundesrichterin erließ eine einstweilige Verfügung, die Shkreli den Besitz, Gebrauch, Verkauf oder jede Art der Verbreitung untersagt.

Die legendäre HipHop-Crew Wu-Tang Clan ist die Schöpferin des Albums „Once Upon a Time in Shaolin“. Sie entschied sich 2015, das Album nicht wie gewöhnlich auf Streamingservices zu veröffentlichen, sondern nur eine einzige Kopie in einer Auktion zu verkaufen. Die Entscheidung sollte ein Statement sein, um auf den Wert von Musik im Streamingzeitalter aufmerksam zu machen und das Album von der Populärkunst in die Hochkultur zu heben.

Auf dem Kunstmarkt ist der Verkauf einer limitierten Auflage üblicher. Wu-Tang-Mitglied RZA erhoffte sich damit „eine Veränderung der Wahrnehmung, des Wertes und der Würdigung von Musik“, wie er in einem Kommentar zur Auktion bekanntgab.

Der Pharmaunternehmer Martin Shkreli sah darin vor allem die Chance auf einen gigantischen teuren Mittelfinger: „Es gibt eine Menge Dinge, die reiche Leute tun, um anzugeben“, kommentierte Shkre­li den Kauf.

Gewinne durch teure Medikamenten

Da ginge es natürlich um Berühmtheit, aber auch darum, „seinen Freunden oder seiner letzten Firma zu sagen: Hey, fickt euch, schaut mich an, ich habe dieses 2-Millionen-Dollar-Album. Das machen die Typen die ganze Zeit.“ So begründet der 41-Jährige seinen Kauf.

Shkreli generierte vor dem Kauf Berühmtheit als CEO der Pharma-Firma Retrophin. Dort war er für die Preissteigerung des Medikaments Thiola zur Behandlung der Stoffwechselerkrankung Cystinurie in den USA verantwortlich.

Er erhöhte den Preis pro Pille von 1,50 auf 30 Dollar. Pa­ti­en­t*in­nen benötigen 10 bis 15 pro Tag. Nach seinem Rausschmiss bei Retrophin gründete Shkreli sein eigenes Unternehmen, Turing Pharmaceuticals. Die Strategie: Er erwarb günstig abgelaufene Patente für Nischenmedikamente und bewertete den Preis der Medikamente neu.

Turing erwarb etwa die Patente für Dara­prim, das gegen Malaria, Parasiten und zur Therapie von Aids eingesetzt wird. Er erhöhte den Preis von 13,50 auf 750 Dollar pro Pille – eine Aktion, die Shkreli sogar Kritik von Donald Trump einbrachte: „He looks like a spoiled brat“, Shkreli sehe aus wie eine verwöhnte Göre. Damals war der Begriff „brat“ noch überwiegend negativ konnotiert und kein Social-Media-Trend.

Pfändung nach sieben Jahre Haft

Abhängige Pa­ti­en­t*in­nen auszubeuten ist in den USA nicht illegal – In­ves­to­r*in­nen zu täuschen aber wohl. Shkreli wurde im Jahr 2017 von einem US-Gericht zu sieben Jahren Haft verurteilt. Außerdem sollten 7,4 Millionen Dollar seiner Vermögenswerte beschlagnahmt werden. Der US-amerikanische Staat beschlagnahmte daher auch „Once Upon a Time in Shaolin“, das von Shkre­li ersteigerte Wu-Tang-Album.

Für den Unternehmer bedeutete die Pfändung, dass er sich endgültig von der Musik trennen musste, denn der Verkauf des Albums ging mit der Auflage einher, keine Kopien anzufertigen und das Album für mindestens 88 Jahre nicht zu veröffentlichen. Getreu dem Motto, das der Band seit ihrer Grammy-Verleihung 1998 anhaftet: Wu-Tang ist eben „for the children“.

Kurz nach Absitzen seiner Gefängnisstrafe behauptete er in den sozialen Medien, noch Kopien des begehrten Albums zu besitzen, und veröffentlichte Ausschnitte. Nun muss der US-Unternehmer die Kopien aushändigen.

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2 Kommentare

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  • Und da erzähl noch jemand, Pharma-Konzerne verdienen ihr Geld damit die Leben der Menschen zu verbessern.

    "Kurz nach Absitzen seiner Gefängnisstrafe behauptete er in den sozialen Medien, noch Kopien des begehrten Albums zu besitzen, und veröffentlichte Ausschnitte."

    Wenn man attentiongeil ist, aber das falsche Geschlecht für Thirst Traps auf Instagram hat, muss man sich was einfallen lassen. Peinlich trotzdem

  • Einer wie Shkre­li ist sicherlich beliebt bei den FDP-Fanboys.