US-Präsidentschaftswahlkampf 2024: Trump wichtiger als eigene Familie
Der parteilose Robert F. Kennedy Jr. zieht seine Kandidatur zurück und unterstützt jetzt offiziell Donald Trump. Seine Familie sieht das als Verrat.
Kennedy Jr. ist Teil der berühmten Kennedy-Familie, die im vergangenen Jahrhundert das politische Geschehen in den USA massiv beeinflusst und eine tragische Geschichte hinter sich hat. So ist Kennedy Jr. Neffe des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy. Und auch sein Vater, Robert F. Kennedy, wurde im Jahr 1968 nach einem Wahlkampfauftritt erschossen. Er war unter anderem Senator von New York sowie US-Justizminister. Sein Onkel Ted Kennedy vertrat den US-Bundesstaat Massachusetts für 47 Jahre als Senator im US-Kongress. Die Vorstellung, dass ein Mitglied der demokratischen Kennedy-Familie im Wahlkampf Ex-Präsident Trump unterstützen würde, galt bis vor Kurzem noch als unvorstellbar.
Mit seiner öffentlichen Kritik an Impfstoffen, die er unter anderem für Autismus verantwortlich macht, und seinem Misstrauen gegenüber der US-Regierung hat Robert F. Kennedy Jr. im rechten Lager der Republikaner jedoch einige Anhänger gefunden. Und seine Neigung zu Verschwörungstheorien deckt sich mit der von Trump. Als Grund für seine Unterstützung des Ex-Präsidenten nannte er drei Gründe: freie Meinungsäußerung, der Krieg in der Ukraine und das, was er als „Krieg gegen Amerikas Kinder“ bezeichnet. Er behauptet, dass verarbeitete Lebensmittel, Chemikalien und Fettleibigkeit die Gesundheit der Kinder in den USA zerstören würden.
„Mein Beitritt zur Trump-Kampagne wird für meine Frau und meine Kinder ein schweres Opfer sein, aber es lohnt sich, wenn auch nur die kleine Chance besteht, diese Kinder zu retten“, kommentierte er seine Entscheidung. Und er sollte Recht behalten. Nur kurz nachdem er Trump seine offizielle Unterstützung ausgesprochen hatte, meldeten sich seine Familienmitglieder zu Wort und bezeichneten die Zusammenarbeit als einen „Verrat“. Seine Schwester, Kerry Kennedy, sowie vier weitere Familienmitglieder erklärten in einer Stellungnahme, dass die Unterstützung von Trump „ein Verrat an den Werten sei, die unserem Vater und unserer Familie am wichtigsten sind“, und „ein trauriges Ende einer traurigen Geschichte“.
Positive Nachricht für Trump
Sein berühmter Nachname verhalf Kennedy Jr. zwischenzeitlich zu Umfragewerten von bis zu über 10 Prozent. Doch seine Kampagne, die unter anderem seine Opposition zur US-Beteiligung an den Kriegen in der Ukraine und Gaza zum Ausdruck brachte, ist spätestens seit Präsident Joe Bidens Entscheidung, nicht für eine zweite Amtszeit zu kandidieren, ins Stocken geraten.
Kennedy Jr. erhofft sich womöglich, dass er bei einem Wahlsieg des Republikaners eine Position in dessen Regierung ergattern könnte. Nach Wochen der Euphorie rund um Vizepräsidentin Kamala Harris ist es für Trump eine positive Nachricht. Ob die Anhänger von Kennedy Jr. den Wahlausgang tatsächlich beeinflussen können, bleibt abzuwarten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen