piwik no script img

Kinderbuch Petersson und FindusDer wirklich einzige 40. Geburtstag

Das Kinderbuch Pettersson und Findus feiert sein 40. Jubiläum. Autor Sven Nordqvist hat heute einiges mit seiner Hauptfigur gemeinsam.

Sven Nordqvist, Autor von Pettersson und Findus Foto: Danne Eriksson

STOCKHOLM taz | Ein rotes Holzhaus, umgeben von Blumen, Wald und anderen natürlichen Herrlichkeiten: Das Bullerbü-geschulte Auge erkennt ein solches schwedische Idyll auf den ersten Blick. Aber um dieses spezielle rote Haus und seine Bewohner in ihrer ganzen Tiefe zu erfassen, muss man schon genauer hingucken. Besser gesagt: man darf. So viel gibt es in diesen Bildern zu entdecken, so viel Lustiges, Rührendes und Kluges – wer kommt denn auf so was? Und wie?

Sven Nordqvist war’s, wie wir heute wissen. Kurz bevor es losging mit seinem Leben als weltberühmter Kinderbuchautor arbeitete er in einer Werbeagentur, obwohl er Architektur studiert hatte – wie das so ist, wenn einen die Kunstschulen nicht wollen. Nun illustrierte er doch lieber Plakate und Weihnachtskarten, war damit aber offensichtlich nicht ganz ausgelastet. Zum Glück für ihn selbst und für Millionen andere Menschen weltweit: Mit der überschüssigen Kreativität beteiligte er sich an einem Bilderbuchwettbewerb des Verlags Opal. Und dann ging es los.

Sein zweites Buch wurde „Pannkakstårtan“ – 40 Jahre ist das jetzt her. Auch in Deutschland ein Jubiläum: Die deutsche Fassung erschien fast zur selben Zeit bei Oetinger unter dem Titel „Eine Geburtstagstorte für die Katze“. Wir sprechen natürlich nicht von irgendeiner Katze, sondern von Findus. Mit ihm, der mindestens dreimal im Jahr Geburtstag feiern will, hatte Nordqvist etwas für die Ewigkeit geschaffen.

Seine menschliche Hauptfigur, Pettersson, lebt mit diesem sehr kommunikativen Katzenkind (und unwissentlich mit den winzigen Mucklas, die ihr eigenes Leben in seinem Haus leben). Man würde den Erfinder eines solchen Szenarios vielleicht nicht vorrangig mit der Frage behelligen, wie autobiografisch seine Bücher sind. Aber da würde man etwas verpassen.

Seine Frau hat eine Katzenhaarallergie

Zum Jubiläum besuchte das Schwedische Fernsehen SVT Nordqvist in dessen Sommerhaus. Und da stand er dann in seinem eigenen Tischlerschuppen, werkelte vor sich hin wie Pettersson. „Wie er denkt, was er macht und dass er gerne allein ist: Das hat er von mir“, sagte der Autor.

Anders als Pettersson trägt Nordqvist aber weder einen langen Bart noch einen auffälligen Hut – und er lebt auch schon seit Jahrzehnten nicht mehr allein mit einer Katze. „Eva hat eine Katzenhaarallergie, also musste ich mich entscheiden.“ Eva, das ist seine Frau, und die Inspiration für seine Geschichten kam aus seinem eigenen kleinen Familienalltag auf dem Land, mit Eva und zwei Kindern.

„Es ist eine kleine, überschaubare Welt, und Findus hat einen Erwachsenen bei sich, der immer für ihn da ist“, so beschreibt er es selbst. Diese Sicherheit für eine Katze, die mit ihrer Offenheit und Neugier, ihren Bedürfnissen, Ängsten und Freuden alle Kinder dieser Welt repräsentiert – so wollte er vom Leben erzählen. Sollte das jemandem zu idyllisch sein, wäre es ihm egal. „Ich mag Idyllen“, sagte er zu SVT. „Das sollten alle, finde ich.“

Neues von Pettersson und Findus und ihrer nur von überschaubaren Gefahren und gelegentlichem Chaos unterbrochenen Gemütlichkeit wird es aber nicht geben. Das Leben mit Kindern, seine Inspirationsquelle, ist für Sven Nordqvist lange vorbei. „Es bleiben nun nicht mehr viele Jahre vom Leben übrig“, sagt der Autor, jetzt 78 Jahre alt. Er wolle lieber noch etwas Neues probieren. Es gebe noch eine Menge Wörter in ihm, die vielleicht rauswollten.

Ob daraus etwas werden könnte: Das will er jetzt testen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Herrlich. Quel homme & was hab ich mich mit den zwei Kindern darüber gekugelt! Gelle



    Helzrichen Gwücklunsch zum 40. 📗 🙌🏻😺 - & Alter - selbst unaufholbar eins* älter -;) - “Es gebe noch eine Menge Wörter in ihm, die vielleicht rauswollten.“ masel tov & lycka till -



    & lite Glögg til ❄️ 🥶😶‍🌫️ 😼 un Beseuk -;)



    Das wird! Normal Schonn.



    www.oetinger.de/bu...such/9783789161742

  • "Ich mag Idyllen, das sollten Alle, finde ich"!



    Ein weitreichender Satz.



    Es ist ja so ähnlich, wie mit der Lanflust, die noch gerne gelesen wurd, zu Hause herrschf aber der Rasenmäher über einen Kurzrasenschnitt, statt Biogarten.



    Glücklicherweise durfte ich mit einer Kindergeneration Peterson und Findus kennen lernen.



    Ich habe es dann auch gerne verschenkt - nicht ganz ohne Eigennutz.



    Es wundert mich immer wieder, wie viel Geld Menschen für hässliche Häuser ausgeben.



    Warum wohnen sie in austauschbaren weißen Kisten und schenken Ihren Kindern dann Bücher über schwedische Idyllen?



    Ich hingegen bin bestrebt, ein bisschen Idylle zu schaffen und ich hoffe, dass auch Andere auf die Idee kommen, dass Bauerngärten eben doch schöner als Schotter und Holz schöner als Beton ist.