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Frankreichs Wahlrunde einsRechtsnationale offiziell vorn

Bei Parlamentswahlen wurde das rechte Rassemblement National stärkste Kraft, das Linksbündnis kam auf Platz zwei, die Macronisten nur auf Platz drei.

Protest in Paris auf dem Platz der Republik gegen den Wahlsieg des Rassemblement National in der Nacht zum Montag Foto: Louise Delmotte/AP/dpa

Paris rtr/afp | Drei Wochen nach der Europawahl haben Frankreichs Rechtspopulisten erneut einen deutlichen Wahlsieg eingefahren. Das rechte Rassemblement National (RN) ist aus der ersten Runde der vorgezogenen Parlamentswahl in Frankreich als stärkste Kraft hervorgegangen. Die Partei von Marine Le Pen erhielt zusammen mit ihren Verbündeten laut dem am Montag veröffentlichten offiziellen Endergebnis 33 Prozent der Stimmen. Auf Platz zwei landete demnach das Linksbündnis mit 28 Prozent.

Das Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron, der selbst nicht zur Wahl stand, kam bei der Abstimmung am Sonntag auf 20 Prozent, wie das Innenministerium in Paris mitteilte. Die genaue Verteilung der Sitze in der Nationalversammlung entscheidet sich allerdings erst nach der zweiten Wahlrunde am kommenden Sonntag.

„Die extreme Rechte ist an der Schwelle der Macht“, räumte Premierminister Gabriel Attal am Sonntagabend in Paris ein. Nach manchen Prognosen könnte das RN nach der zweiten Runde am 7. Juli auf eine relative oder absolute Mehrheit kommen.

Präsident Emmanuel Macron rief angesichts des Wahlerfolgs der Rechtspopulisten zu einem „breiten, demokratischen und republikanischen Bündnis“ auf. Die hohe Wahlbeteiligung zeuge von dem „Willen, die politische Situation zu klären“, betonte der Präsident.

Schwere Niederlage für Macron

Attal kündigte den Rückzug von etwa 60 Kandidaten in der zweiten Runde an, um den Sieg rechtspopulistischer Kandidaten zu verhindern. Das RN dürfte im zweiten Wahlgang „keine einzige Stimme“ erhalten, sagte er.

„Wir haben sieben Tage Zeit, um Frankreich vor einer Katastrophe zu bewahren“, erklärte der sozialistische Politiker Raphaël Glucksmann vom Linksbündnis. Die Republikaner – ohne ihren abtrünnigen Parteichef Eric Ciotti – liegen bei zehn Prozent. Die Wahlbeteiligung war mit mindestens 65 Prozent deutlich höher als 2022 mit 48 Prozent.

Die Ex-Parteichefin des RN, Marine Le Pen, rief ihre Anhänger auf, ihrer Partei in der nächsten Runde eine „absolute Mehrheit“ zu verschaffen. Macrons Lager sei „praktisch ausgelöscht“, erklärte Le Pen, die in ihrem Wahlkreis bereits im ersten Wahlgang gewählt wurde. Parteichef Jordan Bardella sieht sich bereits als künftiger „Premierminister aller Franzosen“. Er werde „verfassungstreu, aber unnachgiebig“ sein, kündigte der 28-Jährige an.

Der linkspopulistische Politiker Jean-Luc Mélenchon nannte das Ergebnis eine „schwere und indiskutable Niederlage für Macron“. Er erklärte, dass seine Partei La France Insoumise (LFI) manche Kandidaten ebenfalls zurückziehen werde, um den Sieg von RN-Kandidaten zu verhindern.

Experten erwartet mehr politische Instabilität

Frankreich-Experten warnten angesichts des Wahlergebnisses vor einer politischen Dauerkrise. „Es konkretisiert sich die Gefahr, dass Frankreich sich in einer Situation ohne parlamentarische Mehrheit wiederfindet“, sagte Jacob Ross von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Die politische Instabilität werde zunehmen, fügte er hinzu.

Die Verteilung der 577 Sitze der Nationalversammlung wird sich erst nach der zweiten Wahlrunde klären. 39 Abgeordnete des RN wurden bereits im ersten Wahlgang gewählt, vom Wahlbündnis Neue Volksfront konnten sich 32 Abgeordnete direkt durchsetzen. Um in der ersten Runde gewählt zu werden, brauchen die Kandidaten nicht nur die absolute Mehrheit der Stimmen, diese müssen auch einem Viertel der eingeschriebenen Wähler entsprechen.

Sollte das RN eine absolute Mehrheit erhalten, dürfte Frankreich zum vierten Mal eine Kohabitation erleben, in der Präsident und Premier unterschiedlichen Lagern angehören. Allerdings wären die ideologischen Unterschiede größer als je zuvor.

Das RN ist mit einem europa- und ausländerfeindlichen Programm angetreten. Die Partei hat zudem massive Wahlgeschenke in Aussicht gestellt, von denen es einige bereits abgemildert hat. Konkret will die Partei Frankreichs EU-Beitrag verringern, eine Obergrenze für Einwanderung einführen, die Bewegungsfreiheit von Nicht-EU-Ausländern einschränken und Berufsverbote für Franzosen mit doppelter Staatsangehörigkeit auf den Weg bringen. Als eine der ersten Maßnahmen soll die Mehrwertsteuer auf Gas und Treibstoff reduziert werden. Die Abschaffung der Rentenreform soll erst später geschehen.

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5 Kommentare

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  • "Die politische Instabilität werde zunehmen, fügte er hinzu."

    Das ist aus meiner Sicht fatal, da das Wahlergebnis meiner Meinung nach, ähnlich wie in Deutschland, auch dadurch zustande kam, dass sich gerade in diesen schwierigen Zeiten Menschen Sicherheit und Stabilität im Inneren wünschen.

    Ich denke, dass auch die Rentenreform von Herrn Macron falsch war und viele (seiner?) Wähler verärgert haben dürfte.

  • Die Linke hat sich organisiert und sie liegt nur fünf Prozent hinter der Front National (Le Pen).



    Da ist das letzte Wort noch nicht gefallen.



    Es gibt noch Hoffnung und es wird auch Widerstand geben.

    Die bürgerlich-freundliche Rhetorik von Marine und Jordan wird nicht kaschieren können, dass ihre Partei ausländerfeindlich, verschroben-klanhaft und vielerorts auch kriminell ist und war.

    Bardella bietet menschlich momentan ein sauberes Image an, was ein junger Mann, der vom rechten Rand kommt, wirklich kann, daran habe ich große Zweifel.

    Im Zweifel müssen alle Menschen, die keinen französischen Pass haben, mit viel Ärger und Druck rechnen, Asylbewerber werden wahrscheinlich ohne Leistung und ohne Arzt dahinvegetieren. Es wird noch mehr illegale Migranten geben, die dann jede Arbeit tun müssen. Und ich rechne damit, dass le Pen die staatlichen Medien aufräumt.

  • Es wäre zielführender, eine Alternative zwischen der Linken und einer demokratischen Rechten gehabt zu haben. Strategisch muss die Extremrechte schon im ersten Wahlgang rausfliegen, damit man das erzielt. Und/oder ans Wahlrecht sollte man evtl. auch mal herangehen.

    Macron hat hier "sein" Volk zu sehr von oben behandelt und die Quittung erhalten.

  • Kohabitation mit der Linken, zertrümmert die letzte Alternative zu Macron. Die Quittung gibt`s dann bei der nächsten Wahl.



    Kohabitation mit RN, blockiert zumindest einige ihrer Ambitionen.



    Macron wird beiden Steine in den Weg legen. Was daraus folgt, wer weiß....?



    Tendenziell sind Wähler der linken Parteien nachtragender, wenn die eigenen Parteien Kompromisse eingehen, rechte Wähler entscheiden sich für den Opfermythos und wählen erst recht noch einmal rechts.



    Entzauberung durch Realpolitik funktioniert rechts kaum, links dafür um so besser

  • Was ist denn der Auslöser, dass Frankreich bei Wahlen einen Kopfsprung in die Scheiße machen will? Dass es politisch seit Jahren gärt, habe ich ja schon mitbekommen, aber das geht ja jetzt fix. Haben sie den Eindruck, es geht ja gerade ein Ruck durch Argentinien und das wollen sie auch?