Wärmepumpen-Untersuchung lückenhaft: Eons eigene „Fakten“
Wann rentieren sich Wärmepumpen und Solaranlagen? Ein Papier des Energiekonzerns Eon zu Öko-Heizungen und Photovoltaik bleibt inhaltlich dünn.
Für mehrere Standorte, Haustypen und Haushaltsgrößen haben die Autoren durchgerechnet, wie hoch die Energiekosten unterschiedlicher Heizsysteme über einen Zeitraum von 20 Jahren inklusive der Investitionskosten ausfallen. Man habe „eine möglichst breite und valide Datenbasis“ zu generieren versucht, sagt Dirk Müller, Universitätsprofessor am Lehrstuhl für Gebäude- und Raumklimatechnik der RWTH.
Damit leiste man „einen wichtigen Beitrag zur Debatte rund um die Möglichkeiten moderner Energielösungen“. Filip Thon, Geschäftsführer von Eon Energie Deutschland, sagt: „Wir wollen die Menschen dazu ermutigen, sich mit ihrer persönlichen Energiewende zu beschäftigen und möchten mit unserer Studie daher verlässliche Fakten liefern.“
Das betreffende 16 Seiten umfassende Papier, das Eon vollmundig als „Studie“ oder auch als „EnergiewendeMachen-Check“ anpreist, ist allerdings nicht nur vom Umgang her, sondern auch inhaltlich reichlich dünn. Denn die Autoren haben es nicht einmal für nötig befunden, darin darzulegen, auf welchen Annahmen ihre Berechnungen fußen. Speziell die wohl entscheidendste Annahme wird nicht offengelegt, nämlich die zugrunde gelegte Entwicklung der Strom- und Gaspreise in den kommenden Jahren. Dabei hängt von deren Preisrelation jede Amortisationsrechnung ab.
Rechnung von Eon und RTWH nur eine Variante
Erst auf mehrmalige Rückfrage liefert das Unternehmen die betreffenden Daten nach. Nur mit ihnen lassen sich die Ergebnisse der Analysen nämlich einordnen: Eon setzt bei den Berechnungen voraus, dass sich die Preisrelation zwischen Strom und Gas in den kommenden Jahren und Jahrzehnten erheblich zugunsten des Stroms verschieben wird – zum Vorteil der Wärmepumpe.
Aktuell ist der Strompreis pro Kilowattstunde für Haushaltskunden – jeweils auf Neuverträge bezogen – laut dem Preisportal Verivox etwa 3,2 mal so hoch, wie der Gaspreis. Im Jahr 2035, so die Annahme von Eon und RWTH, werde Strom aber nur noch rund doppelt so teuer sein wie Erdgas. Im Jahr 2045 soll die Preisrelation sogar nur noch bei 1,5 liegen. Die Autoren des Papiers gehen sogar davon aus, dass der Strompreis in den kommenden zwei Jahrzehnten leicht sinken wird, während der Preis von Erdgas – bedingt durch die Energiepolitik – massiv steigt.
Somit bleibt die Amortisationsrechnung von Eon und RWTH nur eine mögliche Variante unter vielen. Wer für die kommenden 20 Jahre von anderen Preisszenarien an den Energiemärkten ausgeht, wird naturgemäß zu ganz anderen Ergebnissen kommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trumps Krieg gegen die Forschung
Byebye Wissenschaftsfreiheit
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Altvordere sollen Linke retten
Hoffen auf die „Silberlocken“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten