piwik no script img

Tourismus in BarcelonaFerienwohnungen den Kampf ansagen

Der Bürgermeister von Barcelona will die Vermietung von Ferienwohnungen verbieten. Das soll tausende Unterkünfte auf den Wohnungsmarkt bringen.

Die Mieten in Spaniens zweitgrößter Stadt stiegen in zehn Jahren um 68 Prozent: Protest in Barcelona im Mai

Madrid taz | Jaume Collboni hat große Pläne. Der Bürgermeister von Barcelona will bis Ende 2028 die Vermietung von Ferienwohnungen in der zweitgrößten Stadt Spaniens verbieten. Die Maßnahme soll der Preisexplosion auf dem Wohnungsmarkt und bei den Mieten entgegenwirken sowie die Wohnungsnot in der katalanischen Hauptstadt bekämpfen.

„In der Stadt Barcelona wird es ab 2029 keine Ferienwohnungen mehr geben, wie wir sie heute kennen. Und das wird es uns ermöglichen, 10.000 Unterkünfte auf den Miet- oder Verkaufsmarkt zu bringen“, erklärte der Sozialist Collboni, als er am Freitag sein Vorhaben vorstellte.

Er will ein kommunales Dekret erlassen, dass sich auf das katalanische Wohnungsgesetz stützt. Dieses überträgt den Gemeinden mit angespanntem Wohnungsmarkt die Kompetenzen in Sachen Ferienwohnungen.

Collboni kündigte an, dass bestehende Lizenzen nach Ablauf nicht mehr verlängert werden. Die Maßnahme sei „ein Wendepunkt“, fügte der Bürgermeister hinzu. Er will erreichen, dass junge Menschen und Familien wieder in der Stadt leben können und nicht, wie in den letzten Jahren üblich, in die Außenbezirke und Vorstädte ziehen müssen.

Die Wohnungsmarkt ist durch die steigende Zahl von Ferienwohnungen in den letzten Jahren in Barcelona außer Kontrolle geraten. Laut Collboni, der in Minderheit regiert, stiegen die Mieten in den letzten letzten zehn Jahren um durchschnittlich 68 Prozent und die der Kaufpreise um 38 Prozent.

Kritik von links und rechts

Die linksalternative Partei Barcelona en Comú der ehemaligen Bürgermeisterin Ada Colau, die die aktuelle Stadtregierung eigentlich unterstützt, kritisierte die Maßnahme: „2028 ist für die Bewohner, die heute aus der Stadt vertrieben werden, weit entfernt“, erklärte eine Sprecherin der Linksalternativen. Die rechte Opposition sieht in den Plänen Collbonis „Improvisation und Ideologie“.

Der Verband der Vermieter von Ferienwohnungen in Barcelona warf der Stadtverwaltung vor, mit der Ankündigung dafür zu sorgen, „dass sich die Stadt mit illegalen Ferienwohnungen füllen wird“. Ohne Ferienwohnungen würde ein wichtiger Markt wegbrechen. Die Befürchtung ist, dass weniger Familien die Stadt besuchen würden.

Die Presse geht davon aus, dass auf die Stadtverwaltung eine riesige Prozesswelle zukommt, sobald die Lizenzen nicht mehr verlängert werden. Außerdem hat die konservative Partei Partido Popular Verfassungsbeschwerde gegen das katalanische Wohnungsgesetz eingelegt, das die Politik gegen Ferienwohnungen ermöglicht.

Barcelona ist nicht die einzige Stadt in Spanien, die mit dem Massentourismus und dessen Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt zu kämpfen hat. Auch Städte wie Madrid, Malaga, Valencia oder Palma de Mallorca haben ähnliche Probleme. In den letzten Monaten haben die Proteste gegen den Tourismus nicht nur auf den Kanaren und Balearen sondern auch in der spanischen Hauptstadt zugenommen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Schön dass jemand etwas gegen den Wohnungskraken Airbnb tut. In Berlin kann man darauf leider nicht hoffen.