Proteste auf Mallorca: Tausende gegen Massentourismus
Nach dem Einsturz eines Standlokals haben auf Mallorca tausende Menschen gegen übermäßigen Tourismus protestiert. Ein Grund sind die gestiegenen Mietpreise.
PALMA DE MALLORCA afp | Zwei Tage nach dem Einsturz eines Standlokals haben auf Mallorca tausende Menschen gegen den Massentourismus protestiert. Hinter einem Banner mit der Aufschrift „Mallorca ist nicht zu verkaufen“ zogen sie am Samstagabend durch das Zentrum der Inselhauptstadt Palma de Mallorca. Der Protest richtete sich insbesondere gegen den Anstieg der Wohnkosten auf der spanischen Ferieninsel, für den die Organisatoren den Massentourismus verantwortlich machen.
Auf Plakaten der protestierenden Einheimischen standen auch Parolen wie „Wir wollen leben, nicht überleben“ oder „Stoppt missbräuchliche Mieten“.
Obwohl die Kundgebung schon länger geplant war, stand sie auch unter dem Eindruck des tödlichen Unglücks an der Playa de Palma: Am Donnerstag waren beim Einsturz eines Lokals an der Strandpromenade zwei junge deutsche Touristinnen, ein Senegalese und eine spanische Angestellte ums Leben gekommen. 16 Menschen wurden verletzt, darunter nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin mindestens drei weitere Deutsche.
14,4 Millionen Urlauber auf den Balearen
Spanien ist das zweitbeliebteste Urlaubsland der Welt, vergangenes Jahr kamen laut offiziellen Statistiken 85 Millionen ausländische Touristen. 14,4 Millionen Urlauber landeten auf den Balearen, der spanischen Region mit der zweithöchsten Touristenzahl. Die Inselgruppe ist besonders bei deutschen, britischen und niederländischen Touristen beliebt. Dauerhaft leben auf der größten Insel Mallorca weniger als eine Million Menschen.
Von den Balearen über die Kanarischen Inseln bis hin zu Barcelona und Málaga gibt es in Spanien immer mehr Protestbewegungen, die sich gegen übermäßigen Tourismus richten. Zu den von den Einwohnern vorgebrachten Beschwerden gehören der angespannte Immobilienmarkt, die Zunahme der Vermietung von Ferienwohnungen, die viele Einwohner zur Flucht aus den Stadtzentren gezwungen hat, sowie die Lärm- und Umweltbelastung.
Auf den Kanaren hatte es bereits im April große Proteste gegen den Massentourismus gegeben. Unter dem Motto „Die Kanarischen Inseln haben Grenzen“ machten in den großen Städten der sieben Inseln zehntausende Menschen ihrem Ärger mit Sprechchören und Trillerpfeifen Luft. Die Organisatoren verlangten neben einem Baustopp für zwei neue Hotels auf Teneriffa, eine Begrenzung der Touristenzahl, eine Umweltsteuer und ein hartes Vorgehen gegen den Verkauf von Immobilien an Nicht-Insulaner.
Leser*innenkommentare
Jasmin Reeh
Man könnte Massentourismus ja ganz einfach verhindern. Und zwar mit Quoten. Jede Region kann ja ermitteln wie viele Touris sie verträgt. Und wenn die Beliebtesten Ort cappen müssen, dann muss man halt wo anders hin für Urlaub. Gibt ja viele Regionen die gern etwas mehr Touristen hätten. Besonders so Ballermann oder nur in der Sonne-liegen-Leute können eigentlich überall hin, denn saufen oder sonnen ist kein Standortding wo man an einen Ort Kultureller Signifikanz muss.
Rudi Hamm
Langsam wird knapp für die "Ballermänner"
Die Einwohner von Mallorca wehren sich zu Recht. Nicht nur dass die Quantität der Touristen schwer zu Lasten der Einwohner und Natur geht, auch die Qualität vieler Touristen lässt immer mehr zu wünschen übrig. Vollgekotzte Strände und jeden Morgen schwer Betrunkene an Stränden und Straßen, vollgepinkelte Hauseingänge und Dreck ohne Ende sind nur einige der Plagen für die Einwohner. Für die mit wenig Einkommen wird die eigene Insel immer unbezahlbarer, aus Wohnraum werden Ferienappartements gemacht. Das Geld hat gelockt, doch jetzt merken Sie, dass Geld auch nicht alles ist. Begrenzt den Tourismus und sorgt so dafür , dass die Insel auch für euch Lebenswert bleibt. Beschwert euch dann aber auch nicht, wenn insgesamt weniger Geld auf die Insel kommt.
Farang
2019 waren noch gut 17% aller angetretenen Reisen der Deutschen Fernreisen. Bei 55 Millionen Reisenden waren das immerhin knapp 10 Millionen Urlauber die außerhalb Europas ihre Ferien verbrachten. Auch die restlichen Europäer reisten gerne oft weit.
Durch Corona, Ukrainekrieg und Inflation haben Fernreisen einen Einbruch in der Spitze um knapp 70% erlitten - europäische Ziele rückten wieder verstärkt in den Fokus - und Entspannung ist kaum in Sicht:
Ägypten erlebt mit dem Gazakrieg bereits die zweite große Flaute nach Corona. In Thailand sind die Übernachtungs- und Immobilienpreise massiv gestiegen seit Beginn des Ukrainekriegs weil unzählige Russen, aber auch viele Ukrainer, mit Touristenvisa eingereist und nie wieder ausgereist sind und dort auf das Ende des Krieges warten. Mittelamerika war vor Corona die häufigste Ferndestination der Deutschen,kommt aber seither nicht mehr ansatzweise an die Zahlen von früher, etc...
Gleichzeitig erlebt ganz Asien, aber vor allem China nach einem quasi dreijährigen Reiseverbot, einen absoluten Reiseboom - neben Thailand, Philippinen und Neuseeland zieht es die Chinesen vor allem nach Europa.
Es wird also voll bleiben an europäischen Stränden.
Troll Eulenspiegel
Macht es doch so wie in Venedig: Eine Abgabe von so und so viel Euro pro Tag. Ausnahme: Arbeiter und Einheimische.
Wenn Bhutan das hinkriegt mit iirc 250$ / Tag, dann auch Venedig oder Mallorca.
Farang
@Troll Eulenspiegel Bhutan und die berüchtigten 250$ Tagesgebühr...
1. wird tatsächlich nur im Frühling+Herbst diese Summe fällig, im Winter+Sommer (Monsun) sinds 200$
2. Müssen Inder diese Summe nicht bezahlen und das sind die allermeisten Touristen vor Ort - zu unserer Zeit war nur jeder 20. Tourist nicht aus Indien
3. bekommt man für den Betrag eine KOMPLETTE Tour, minutiös auf eigene Wünsche zugeschnitten - inklusive Privattransporte, persönliche Guides 24/7, für die Verhältnisse sehr gute Unterkünfte, alle Genehmigungen, bei Wanderungen sind Träger dabei, private Vorführungen wie Tänze etc, Visum, natürlich auch Verpflegung - und die Flugtickets für die Ein- und Ausreise mit der staatlichen Druk Air werden auch organisiert
4. Zahlen Kleinkinder nichts und ältere nur den halben Satz
Wer gehoben nächtigen will und ein paar spezielle Attraktionen kosten einen Zuschlag, aber vergleichen Sie mal dieses Kosten-Leistungsverhältnis mit den Kosten einer privaten Gruppenreise anderswo auf der Welt...
Übrigens, die Begrenzung der Besucherzahlen hat Bhutan längst ersatzlos abgeschafft - money makes the world go round - auch dort 🤷♂️
Aber wunderschönes spirituelles Land, klare Empfehlung 👍