25. Poesiefestival Berlin: Das größte Poesiefestival Europas
Vom 4. bis 21. Juli locken rund 150 Veranstaltungen beim 25. Poesiefestival Berlin. Aus diesen Anlass: ein Gedicht von Oksana Maksymchuk.
Das Programm mit rund 150 Veranstaltungen reicht von Lesenächten, nachmittäglichen Poesiegesprächen bis zu Abendveranstaltungen mit gesellschaftspolitischen Themen wie Writing Class, Writing Identities, Writing Histories und Writing Change. Am finalen Festivalwochenende eröffnet ein Lyrikmarkt mit kostenlosen Lesungen und Workshops im Freien.
Die Autorin Oksana Maksymchuk – von der das Gedicht weiter unten stammt – ist 1982 in Lemberg (Ukraine) geboren und aufgewachsen, ist ukrainisch-amerikanische Dichterin, Wissenschaftlerin und Literaturübersetzerin. Sie hat mehrere preisgekrönte Gedichtbände veröffentlicht und herausgegeben. Derzeit unterrichtet Maksymchuk kreatives Schreiben an der University of Chicago.
Oksana Maksymchuk wird gemeinsam mit Marianna Kijanowska, einer weiteren ukrainische Dichterin, die über Gewalt und Krieg schreibt, auftreten. (Dienstag, 16. Juli, 17.30 Uhr, Atelierraum, Tickets 7 Euro). Die Veranstaltung wird ukrainisch-deutsch gedolmetscht. Das gesamte Programm ist unter www.poesiefestival.org zu finden.
Schlaflied ohne Theodizee
Ein Gedicht von
Du bist schön
wie eine Hand erhoben zum Gruß
hinter einem Fenster, kreuz und quer
verklebt mit Tape, noch unversehrt
nach einer Druckwelle
wie ein Hauch Parfüm
in den Eingeweiden der U-Bahn,
wo übernächtigte Zivilisten Schutz suchen
vor den Raketenangriffen
wie ein Laib Brot, fest und hart,
gereicht aus einem gepanzerten Fahrzeug,
von einer vermummten Person,
in einer Uniform ohne Abzeichen
wie ein aufgeladenes Telefon,
das noch Empfang hat – darin
die Stimme eines geliebten Menschen,
die widerhallt an einem fernen Zufluchtsort
wie eine Stunde Elektrizität und fließend
Wasser in einer Stadt, übersät mit
staubigen Rucksäcken und Zelten
einer lärmenden fremden Armee
Aus: „Still City. Diary of an Invasion“, Carcanet Press 2024; aus dem Englischen übersetzt von Matthias Kniep
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