African Book Festival in Berlin: Doppelt marginalisiert
Das African Book Festival stellte am Wochenende queere afrikanische und afrodiasporische Autor*innen in den Mittelpunkt.
Das African Book Festival wird von „Interkontinental“ veranstaltet, einem Verein zur Förderung afrikanischer Literatur in Deutschland, finanziert wird es von der Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt. In diesem Jahr holt es queere afrikanische und afrodiasporische Künstler*innen in den Fokus. Drei Tage lang schafft es einen Raum mit Podiumsdiskussionen zu Themen wie „Selbstliebe und Körperrevolution“ in einer kapitalistischen, anti-Schwarzen, patriarchalen Gesellschaft, oder Konzerten wie dem des Künstlers Noah Slee.
Ziel sei es, ein größeres Bewusstsein für zeitgenössische Literatur vom afrikanischen Kontinent und der globalen Diaspora zu schaffen, so der Verein. Denn obwohl einige der beim Festival repräsentierten Autor*innen bereits wichtige Literaturpreise gewonnen hätten oder an internationalen Universitäten unterrichteten, seien sie trotzdem selten in deutschen Bücherregalen zu finden. Auch bei anderen Literaturfestivals in Deutschland seien – gemessen an ihrer internationalen Bekanntheit – immer noch zu wenig afrikanische Gäste vertreten. Das will man ändern.
Ein starkes Gefühl von Community
Zu den Highlights des Abends zählt der Auftritt von Logan February, in Berlin lebende*r, nicht-binäre*r Lyriker*in aus Nigeria, bekannt für Texte, die versuchen, binäre Denkmuster zu durchkreuzen. Besonders bei February, welche*r an diesem Abend aus dem Buch „Mental Vodoo“ liest, lauscht die Menge gebannt. Dass im Raum ein starkes Gefühl von Community herrscht, wird immer wieder durch Lachen und Jubeln spürbar. Auch Zusammenhalt und Kampfbereitschaft sind im Raum präsent, als zum Ende der Veranstaltung in einer Performance an Opfer rassistischer Gewalt erinnert wird. „Force them to remember!“, ruft das Publikum mehrfach, also: „Zwingt sie zu erinnern!“
Den Fokus in diesem Jahr auf queere afrikanische und afrodiasporische Autor*innen zu legen, fanden die Veranstalter*innen wichtig, weil jene doppelt marginalisiert seien. Auch wenn in einigen Ländern des afrikanischen Kontinents, etwa Südafrika, Grundrechte für queere Menschen gesetzlich verankert sind, ist das nicht überall der Fall. In Uganda wurde kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das unter anderem die Todesstrafe für „schwerwiegende Homosexualität“ vorsieht. Queerfeindlichkeit sei jedoch kein afrikanisches Problem, sondern klar auf die Kolonialzeit zurückzuführen, betonen die Veranstalter*innen.
Nach der Veranstaltung steht Nnaobi in dem sich leerenden Saal. „Es war schön, diese gemeinsame Energie hier zu haben“, sagt sie – es habe sich sehr empowernd angefühlt.
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