kinotipp der woche
: Besuch aus Duisburg

Die Duisburger Filmwoche kommt mit Doku-Highlights nach Berlin, darunter ein Film über Sinti_zze und Rom_nja im Wien der 1990er

Eine scheinbar alltägliche Straße entlang einer Kirche in Favoriten, dem 10. Bezirk von Wien, südlich des Stadtzentrums, wird in Karin Bergers „Wankostättn“ zum Ausgangspunkt einer Geschichte des Lebens von Sinti_zze und Rom_nja in Österreich. Im Zuge der Recherchen zu einer Doku über dessen Schwester ließ sich Berger Ende der 1990er von dem Wiener Karl Stojka die Geschichte jener Gegend um eine eher unscheinbare Kirche erklären. Die „Wankostättn“, die Wiesen um die Kirche, waren spätestens seit dem 15. Jahrhundert ein fester Treffpunkt für Sinti_zze und Rom_nja in ganz Österreich.Nach dem deutschen Einmarsch nach Österreich wurde der Lagerplatz zum Ort der Verfolgung, 1941 wurden die Menschen deportiert. Die Regisseurin hat nun gut 25 Jahre nach den ersten Gesprächen aus dem 1997 gedrehten Material einen Film montiert.

Duisburger Filmwoche zu Gast im Berliner Arsenal: „In Rücksprache – Dokumentarische Arbeiten 
aus Geschichte und Gegenwart (3)“, 2.+.3. Juli, Arsenal Kino

Bergers Film hat letztes Jahr die Duisburger Filmwoche eröffnet. Folgerichtig eröffnet er nun auch das Gastspiel in Berlin. Unter dem Titel „In Rücksprache“ präsentiert die Filmwoche vier Filme. Darunter auch „Briefe aus Wiwili“ (1987) von der Medienwerkstatt Freiburg und Martin Parets „Operation Namibia“ (2023), die sich auf unterschiedliche Weise mit Entwicklungshilfe in den 1970ern und -80ern beschäftigen. Auch das dritte Gastspiel der Duisburger Filmwoche bietet die Möglichkeit, in den Gesprächen mit den Filmemacher_innen eine Idee von jenen ausführlichen und teils streitbaren Diskussionen zu bekommen, die die Duisburger Filmwoche legendär gemacht haben. Fabian Tietke

Szene aus Karin Bergers „Wankostättn“ (2023, 37 Min.) Foto: Duisburger Filmwoche