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Angriff auf dänische MinisterpräsidentinFrederiksen erleidet Schleudertrauma

Ein Mann hat am Freitag Mette Frederiksen auf einem Platz in Kopenhagen attackiert. Politiker in ganz Europa reagieren entsetzt. Die Polizei bestätigt eine Festnahme.

Mette Frederiksen am 1. Juni in der Stadtbibliothek von Aalborg bei der vorzeitigen Abgabe ihrer Stimme für die EU-Wahl Foto: Claus Bjoern Larsen/Reuters

KOPENHAGEN dpa/rtr/afp | Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen ist auf einem Platz in der Kopenhagener Innenstadt von einem Mann geschlagen worden. Die Tat ereignete sich am Freitagabend. Die 46-Jährige habe bei der Attacke ein „leichtes Schleudertrauma“ erlitten, erklärte ihr Büro am Samstag. Frederiksen sei „erschüttert von dem Vorfall“. Nach Angaben eines Augenzeugen wurde sie von Personenschützern davon eskortiert. Sie sei in der Lage gewesen zu gehen und es habe keine Anzeichen von äußeren Verletzungen gegeben.

Frederiksen wurde nach dem Angriff zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht, wie ihr Büro weiter mitteilte. Die Termine der Regierungschefin für Samstag seien abgesagt worden.

Die Polizei hatte kurz nach der Tat eine Festnahme bestätigt, sich ansonsten aber nicht zu der Tat geäußert. Zwei Zeuginnen sagten der Zeitung BT, sie hätten Frederiksen um kurz vor 18 Uhr den Platz betreten sehen, als sie in der Nähe gesessen hätten. Ein Mann sei aus der entgegengesetzten Richtung gekommen und habe sie hart gegen die Schulter gestoßen, sodass sie zur Seite gefallen sei. Es sei ein starker Stoß gewesen, Frederiksen sei jedoch nicht zu Boden gegangen. Anschließend habe sich die dänische Regierungschefin in einem nahe gelegenen Café hingesetzt, sagten die Zeuginnen weiter.

Der Mann habe versucht, wegzurennen. Er sei aber nicht weit gekommen, bevor Männer in Anzügen ihn gepackt und zu Boden gestoßen hätten.

Die Nachrichtenagentur Reuters meldet unterdessen, dass noch am Samstagmittag ein 39-jähriger im Zusammenhang mit den Geschehnissen in Kopenhagen verhört werden soll. Er werde gegen 13 Uhr zur Befragung vor einem Gericht in der dänischen Hauptstadt vorgeführt, habe die Polizei mitgeteilt. Weiterhin unklar bleibt das Motiv des Angriffs auf Frederiksen.

Wie in anderen EU-Ländern auch läuft in Dänemark der Wahlkampf für die Europawahl am 9. Juni. Frederiksen unterstützte in den vergangenen Tagen die Kampagne der sozialdemokratischen Spitzenkandidatin Christel Schaldemose, so auch am Freitag. Der Angriff auf Frederiksen habe sich jedoch nicht in dem Zusammenhang ereignet, sagte Schaldemose der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. Die Regierungschefin selbst äußerte sich zunächst nicht zu der Tat.

Politiker der Regierung und Opposition reagierten entsetzt auf die Attacke und erklärten sich solidarisch mit der 46 Jahre alten Ministerpräsidentin. Der konservative dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen schrieb auf X: „Welch ein Schock. So ist Dänemark nicht. Wir überfallen unsere Ministerpräsidentin nicht.“

Auch aus der internationalen Politik gab es zahlreiche Reaktionen auf den Vorfall. „Gewalt hat keinen Platz in der Politik“, schrieb die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, auf X. EU-Ratspräsident Charles Michel sprach von einem „feigen Akt der Aggression“, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb: „Ich verurteile diese verachtenswerte Tat, die allem widerspricht, woran wir in Europa glauben und wofür wir kämpfen. Ich wünsche Dir Kraft und Mut – ich weiß, dass Du von beidem reichlich hast.“ Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson betonte: „Ein Angriff auf eine demokratisch gewählte Regierungschefin ist auch ein Angriff auf unsere Demokratie.“

Angriff auf Linken-Politiker in Thüringen

In der jüngeren Vergangenheit wurden mehrere Politiker in Europa auf offener Straße angegriffen. Besonders große Aufmerksamkeit erregte die Attacke auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico, der am 15. Mai von einem Regierungsgegner mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt wurde.

Auch in Deutschland gab es mehrere Angriffe auf Politikerinnen und Politiker. So wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen und ein Kommunalpolitiker der AfD in Mannheim bei der Verfolgung eines Wahlplakate-Diebes mit einem Messer verletzt. Und am Tag des Angriffs auf die dänische Ministerpräsidentin ist im thüringischen Eisenberg ein Linken-Politiker beleidigt und attackiert worden.

Wie der Landesverband der Linkspartei am Samstag in Erfurt mitteilte, ereignete sich der Vorfall in einem Supermarkt. Betroffen war der Direkt- und Listenkandidat der Partei zur Landtagswahl, Steffen Much. An der Kasse des Markts beschimpfte demnach ein Mann den Politiker ohne Anlass und packte ihn schließlich am T-Shirt. Much blieb Parteiangaben zufolge unverletzt und erstattete bei der Polizei Anzeige gegen den ihm namentlich bekannten Angreifer.

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4 Kommentare

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  • Sehr beunruhigend, wenn auch schon im beschaulichen Dänemark die Zivilisation soweit zusammengebrochen ist, dass sich demokratisch gewählte Politiker nicht mehr ohne Polizeischutz bewegen können. Man muss keinen Respekt vor Politikern haben, aber vor dem Amt.

    • @Kurt Kraus:

      Nein. Das ist ist falsch: Respekt habe ich vor dem Menschen, der Person. Nicht vor einem Amt - wohl aber genenüber der Amtsinhaber*in.

    • @Kurt Kraus:

      Über den letzten Satz würd ich noch mal nachdenken, wir sind ja nicht auf X, wo selbst Mathematiker offenbar schon mal Muster übersehen und es im Eifer des billigen virtuellen Abreagieren und Erbosen mit der Präzision nicht immer ganz so ernst nehmen. Mette Frederiksen hat selbstverständlich Personenschutz, hier wurde möglicherweise auch Schlimmeres verhindert, das sieht etwa bei Kommunalpolitikern dann schon anders aus. Aber gerade die Beschaulichkeit, Offenheit, Nahbarkeit, und das Vertrauen und das Familiäre in Ländern wie Dänemark öffnet da gewisse Türen, gerade weil sie nicht damit rechnen. Gemessen daran passiert es dort allerdings auch nicht so häufig. Und natürlich käme dem chinesischen Präsidenten keiner jemals so einfach so nahe, aber das sagt jetzt wenig Schlechteres über Dänemark. Dass dort gleich die Zivilisation zusammengebrochen sei, ist eine interessante Diagnose.

      • @Tanz in den Mai:

        Soweit zusammengebrochen. Natürlich ist da noch Luft nach unten, wie man in Deutschland sehen kann. Das war übrigens vor gar nicht langer Zeit noch nicht so in Dänemark. Irgendetwas muss da passiert sein.