Die Wochenvorschau für Berlin: Weite Felder, die bespielt werden
Es ist eine Woche der Jubiläen: Vor 10 Jahren entschied sich Berlin gegen eine Bebauung des Tempelhofer Felds, das Grundgesetz wird 75. Und gekickt wird auch.
Es ist eine Woche, in der durchaus der hohe Ton angebracht ist, wenn Grundlegendes gefeiert wird. Es geht um Massen. Und halt auch immer wieder um die alte leidige Frage, wem die Stadt gehört.
Am Mittwochabend eröffnet im Werkbundarchiv – Museum der Dinge eine neue Ausstellung, und wer da nach alter Gewohnheit Richtung Kreuzberger Oranienstraße losmarschieren will, läuft damit wenigstens in Bezug auf die Austellung in eine Sackgasse. Weil: Dinge ändern sich. Das Werkbundarchiv – Museum der Dinge befindet sich nun nämlich in Mitte in der Leipziger Straße 54. Und weil sich Dinge aus Gründen ändern, heißt die erste Ausstellung an der neuen Adresse auch „Profitopolis oder der Zustand der Stadt“. Die Gründe: Das Museum wollte ja gar nicht raus aus den alten Räumen, sondern wurde gekündigt von einem Immobilienfonds aus Luxemburg. Der damit erzwungene Standortwechsel ist so der Anlass, in einer ersten Sonderausstellung (sie läuft dann bis Februar des nächsten Jahres) die Stadt und die Begehrlichkeiten zum Thema zu machen.
Und wenn man jetzt zwischendurch ein paar Zeilen lang wirklich staatstragend werden muss, hat das durchaus seinen guten Grund. Kann man mal reinlesen, fängt wirklich gut an: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es im ersten Artikel, und weiter, noch besser: „Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Das Grundgesetz. Feiert diese Woche sein 75. Jubiläum. Am Donnerstag gibt es dazu einen Staatsakt, von Freitag bis Sonntag findet rund um das Bundeskanzleramt und den Deutschen Bundestag ein Demokratiefest statt mit einem prallen Programm mit Talks, Diskussionen und Sonstigem von einer Insektenverkostung bis zur „waffenlosen Selbstverteidigung“.
Die Weite des Tempelhofer Felds
Demokratie: Das hieß zum Beispiel, dass sich damals am 25. Mai 2014 stolze 64,3 Prozent der Teilnehmenden beim Volksentscheid zum Tempelhofer Feld gegen eine Bebauung dort entschieden haben. Am Samstag jährt sich diese bürgerliche Entscheidung für ein weites freies Feld inmitten der Stadt also zum zehnten Mal.
Ein Jubiläum, bei dem die Stimmung nur deswegen getrübt ist, weil mittlerweile wieder deutlicher die Begehrlichkeiten für eine Bebauung ausgesprochen werden.
Am Samstag aber gehört die Stadt auch ein wenig denen, die da in ihren Trikots – die einen in den roten, die anderen rot-schwarz – nach Berlin gefahren sind mit dem Ziel Olympiastadion. Das Finale des DFB-Pokals. Kaiserslautern kickt gegen Bayer Leverkusen. Danach wird gefeiert in der Stadt, rot oder rot-schwarz.
Und noch ein Jubiläum, gleichfalls das zehnjährige, auch am Samstag. Mit massenhaft Musik. Ungefähr tausend Musizierende werden es wohl sein, die sich um 15.30 Uhr auf die Piazza der Mall of Berlin zu einem „Symphonic Mob“ treffen, um als riesenhaftes Spontanorchester zusammen mit Mitgliedern des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin zu spielen und zu singen. Auf dem Programm stehen unter anderem das Trinklied aus Verdis „La Travviata“ und „Halleluja“ aus Händels „Messias“.
Teilhabe. Und wer da nicht mitspielen kann, hört halt einfach mal zu.
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