Sven Hansen über Putins Besuch in China
: Show der Freundschaft

Würde Wladimir Putins Peking- Besuch nicht vor dem Hintergrund des russischen Vormarsches in der Ukraine stattfinden und angesichts von Chinas wieder eskalierenden Provokationen zum anstehenden Regierungswechsel in Taiwan, könnte man ihre so demonstrativ zur Schau gestellte Freundschaft unter der Rubrik „Friede, Freude, Eierkuchen“ abheften: Da inszenieren sich zwei machthungrige Potentaten als entschlossene Friedenstauben, feiern ihre gemeinsamen geostrategischen Interessen in Abgrenzung zum Westen und besprechen den weiteren Ausbau ihrer wirtschaftlichen Beziehungen. Ihre wichtigste Message: Wir sind nicht isoliert und wir lassen uns nicht isolieren.

Damit haben die beiden leider auch recht. Weder ist es dem Westen bisher mit seinen Sanktionen gelungen, Putins Russland wirklich zu isolieren, noch kann Xis China mittels Strafzöllen einfach in die westlichen Schranken gewiesen werden. Vielmehr weigern sich viele Länder, sich in die Konflikte zwischen Russland und dem Westen und zwischen China und den USA hineinziehen zu lassen. Sie sehen das nicht als ihre Konflikte an und versuchen zum eigenen Vorteil pragmatisch und ungebunden zu handeln.

Dem Westen werfen Xi und Putin nicht zu Unrecht manche Doppelmoral und Hegemonialinteressen vor, die sie selbst aber zweifellos auch haben und wo sie nicht minder verlogen vorgehen. Peking sieht den Westen in einem steten Niedergang. Diese Ansicht muss man nicht teilen, doch ist klar, dass westliche Regierungen sich in der heute komplexeren Welt nicht mehr so leicht mit ihren Vorstellungen durchsetzen können.

Dies gilt aber auch für Moskau und Peking. Putin hat sich mit der Ukraine verkalkuliert und Peking hat zum Konflikt dort wie im Nahen Osten bisher keine konstruktiven Vorschläge gemacht. Sonst würde auch deutlich, dass Peking und Moskau keine wirklichen Alternativen zu bieten haben, jenseits ihrer demonstrativen Show der Freundschaft.

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