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Urteil im Fall Bankman-Fried25 Jahre Haft für Kryptounternehmer

Die Staatsanwaltschaft forderte bis zu 50 Jahre Gefängnis. Im Prozess gegen Sam Bankman-Fried, Gründer der Kryptobörse FTX, war von „Gier“ die Rede.

Sam Bankman-Fried wird aus dem Gerichtssaal eskortiert Foto: David Dee Delgado/reuters

New York rtr | Der Gründer der kollabierten Kryptobörse FTX wird die kommenden Jahrzehnte hinter Gittern verbringen. In dem milliardenschweren Betrugsprozess gegen Sam Bankman-Fried setzte der Richter Lewis Kaplan das Strafmaß am Donnerstag auf 25 Jahre fest, nachdem eine Jury den 32-Jährigen im November für schuldig befunden hatte.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von 40 bis 50 Jahren gefordert. „Sein Leben der vergangenen Jahre war geprägt von unvergleichlicher Gier und Hybris, von Ehrgeiz und Selbstrechtfertigung, von Risikofreude und dem wiederholten Spielen mit dem Geld anderer Leute“, schrieb sie zur Begründung.

Bankman-Frieds Verteidiger hatten dagegen auf gut fünf bis sechseinhalb Jahre Haft plädiert. Ihr Mandant sei keineswegs der von der Anklage skizzierte „Super-Schurke“. Die geforderte Haftstrafe sei „mittelalterlich“. Sie verwiesen außerdem darauf, dass die FTX-Kunden einen Großteil ihres Geldes zurückerhielten.

Dieses Argument ließ Richter Kaplan nicht gelten. „Ein Dieb, der seine Beute nach Las Vegas bringt und erfolgreich mit dem gestohlenen Geld wettet, hat keinen Anspruch auf Strafmilderung, indem er seine Gewinne aus Las Vegas zur Rückzahlung des gestohlenen Geldes verwendet.“

Bankman-Fried: acht Milliarden Dollar veruntreut

In einer Erklärung entschuldigte sich Bankman-Fried bei seinen ehemaligen Mitarbeitern. „Es tut mir leid, was passiert ist. Es gab Dinge, die ich hätte tun und sagen sollen, und Dinge, die ich hätte lassen sollen.“ Einige seiner früheren Vertrauten hatten sich schuldig bekannt und Bankman-Fried in dessen Betrugsprozess Prozess belastet.

Die Geschworenen hatten es als erwiesen angesehen, dass der für Auftritte in Jeans und T-Shirt sowie für einen markanten Wuschelschopf bekannte Bankman-Fried acht Milliarden Dollar an Kundengeldern aus reiner Gier veruntreut habe, um zu spekulieren und seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Dieser hatte im Prozess zwar Fehler eingeräumt, den Vorwurf des Betrugs jedoch mehrfach zurückgewiesen.

Außerdem hatte er angekündigt, gegen das Urteil und die Höhe der Strafe Berufung einlegen zu wollen. Bei der Anhörung am Donnerstag waren neben Bankman-Fried auch seine Eltern anwesend, die Universitätsprofessoren Joseph Bankman und Barbara Fried.

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4 Kommentare

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  • na ja, er hat ja keine bank gegründet.



    benko finde ich schlimmer.

  • @THU

    Auch Investmentrendite (insbes. bei Derivaten) sind ein Schneeballsystem.

    2008 lässt grüssen.

  • Jetzt erkläre mir jemand, wo der Unterschied zur Chefetage einer x-beliebigen Investmentbank liegt.

    Der Kapitalismus frisst seine Kinder. Manchmal. Meistens frisst es aber die anderen.

    • @tomás zerolo:

      Sie kennen den Unterschied zwischen einem Schneeballsystem und Investmentrendite? Da läge der Unterschied.

      Das Wort Kryptounternehmer ist entweder ein Oxymoron oder wörtlich zu nehmen: einer, der unter nehmen ein Geschäft versteht.

      Die gesamte Krypto-bro-szene ist ein einziger Betrug, bei dem 0 Gebrauchswerte erwirtschaftet werden. Die Einzahlenden sind auf dümmere Späteinzahler angewiesen, damit der Kurs nicht auf 0 fällt.

      Der kriminelle Fluss von Erpressungsgelder der Ransomware-verbrecher (aus Russland) und ähnlicher Schwarzmarktgeschäfte versorgen die Krypto-währungen mit Gegenwerten. Aber dann müssten Firmen mal ihre IT Sicherheit ernstnehmen, statt KI und neue Security Tools zu kaufen.

      Aber solange, diese IT Havarien weiter geheimgehalten werden dürfen, fließt auch das Erpressungsgeld weiter in die Kryptoszene.