Senegals neuer Präsident im Amt: Mit zwei Frauen an die Macht

Senegals linker Wahlsieger Diomaye Faye wird als neuer Präsident ins Amt eingeführt. Er ist der jüngste gewählte Präsident in Westafrika.

Der neue senegalesische Präsident Bassirou Diomaye Faye steht zwischen seinen beiden Ehefrauen - alle drei tragen weisse Kleidung

Bassirou Diomaye Faye mit seinen Ehefrauen Marie Khone Faye (links) und Absa Faye (rechts) beim Wählengehen in Senegal, 24. März Foto: Khadidiatou Sene/afp

COTONOU taz | Senegals frühere Opposition ist schon wieder in Partylaune. Am Dienstag ist mit ihrem Politiker Bassirou Diomaye Faye der bisher jüngste Präsident des Landes vereidigt worden. Im internationalen Konferenzzentrum Abdou Diouf bei der Hauptstadt Dakar schwor der 44-Jährige am Mittag, das Amt des Präsidenten treu zu erfüllen sowie Verfassung und Gesetze zu befolgen.

Es ist der Höhepunkt einer unglaublichen Erfolgsgeschichte. Vor drei Wochen hatte der linke Panafrikanist noch im Gefängnis gesessen. Zehn Tage nach seiner Entlassung gewann er Senegals Präsidentschaftswahl überraschend deutlich mit gut 54 Prozent. Damit ging eine knapp zweimonatige politische Krise zu Ende.

Faye ist nun nicht nur der jüngste Staatschef in der Geschichte Senegals, sondern auch der jüngste gewählte Präsident in Westafrika, wo vier Staaten von Militärs regiert werden. Für die besorgte Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) waren ihr Vorsitzender Bola Tinubu, der 72-jährige Präsident Nigerias, wie auch der 58-jährige Ecowas-Kommissionspräsident Omar Alieu Touray zur Amtseinführung angereist.

Unter den weiteren Gäste war aber auch der 44-jährige Mamady Doumbouya, der Militärputschist in Senegals Nachbarland Guinea, der nur wenige Wochen älter ist als sein neuer Amtskollege.

Klatsch und Tratsch über Ehefrauen

Für weitaus mehr Klatsch sorgte im Vorfeld die Ankündigung, dass an der Amtseinführung gleich beide Ehefrauen Fayes teilnehmen. Mit Marie Khone Faye, einer Christin, ist der Muslim seit 2009 verheiratet und hat vier Kinder. Absa Faye, eine Muslima, heiratete er vergangenes Jahr. Senegal, so heißt es, habe fortan zwei First Ladys, auch wenn es den Status offiziell gar nicht gibt. Was man bereits aus Südafrika kannte, wo der frühere Präsident Jacob Zuma seine Frauen abwechselnd auf Empfänge und zu Staatsbesuchen mitnahm, ist für Senegal eine Neuheit. Faye ist der erste offen polygame Präsident des Landes.

Im Kurznachrichtendienst X feiern Frank­reich­kri­ti­ke­r:in­nen wie Nathalie Yamb das. „Es lebe die Polygamie“, schreibt sie. Ohnehin sehen Yamb wie auch der radikale Beniner Kémi Séba – beide haben zahlreiche Kontakte nach Russland – die Wahl Fayes als „starkes Signal für alle Tyrannen, Schachfiguren des Neokolonialismus, die derzeit an der Spitze unserer afrikanischen Staaten stehen“, twittert Letzterer.

Faye will sich klar als Panafrikanist positionieren und hat bereits angekündigt, Verträge mit Europa zu überprüfen. Gleichzeitig will er Kontakte mit bisherigen Part­ne­r:in­nen – dazu gehört eben auch die einstige Kolonialmacht Frankreich – weiter pflegen. Er verkörpert einen für Senegal neuen Politiker-Typus. Der Rechtswissenschaftler und Absolvent der Eliteverwaltungsschule ENA ist gut ausgebildet und nicht durch persönliche uralte Familiennetzwerke an die Macht gekommen.

Mit Spannung erwartete Zusammensetzung

Was Faye politisch erreichen wird, darüber wird bisher nur spekuliert. Die nächste Parlamentswahl findet 2027 statt. Die Regierungskoalitionen des früheren Präsidenten Macky Sall und die bisherige Opposition sind gleich stark. Wie die beiden Lager zusammenarbeiten werden, ist unklar.

Die Zusammensetzung der neuen Regierung wird mit Spannung erwartet. Seit Wochen wird spekuliert, ob Ousmane Sonko künftig Premierminister wird. Sonko ist der eigentliche Oppositionsführer Senegals, durfte aber wegen einer Haftstrafe nicht zur Präsidentschaftswahl antreten.

Er unterstützte dafür seinen Parteikollegen Faye – beide gehörten der 2023 verbotenen linksoppositionellen Pastef (Afrikanische Patrioten Senegals für Arbeit, Ethik und Brüderlichkeit) an. Während des kurzen Wahlkampfs hieß es deshalb auch auf der senegalesischen Sprache Wolof: „Diomaye moy Sonko, Sonko moy Diomaye“ – „Diomaye ist Sonko, Sonko ist Diomaye.“.

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