Präsidentschaftswahl in Senegal: Linke Opposition vor dem Triumph

Das Regierungslager erkennt seine Niederlage an. Sein Kandidat gratuliert dem Oppositionellen Diomaye Faye zum „Sieg in der ersten Runde“.

Mehrere Männer stehen vor einem Wahlplakat und warten auf das Wahlergebnis in Dakar

Dakar: Anhänger von Opposition und des Präsidentschaftskandidaten warten auf das Wahlergebnis Foto: Mosa'ab Elshamy/AP

COTONOU taz | Schon am Morgen nach der Präsidentschaftswahl in Senegal zeichnete sich ein Sieg des linken Oppositionskandidaten Bassirou Diomaye Faye ab. Wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale am Sonntagabend schrieb die Nachrichtenplattform „Seneweb“ bereits, Faye habe 57 Prozent der Stimmen erhalten.

Am frühen Nachmittag dann die quasi offizielle Bestätigung: Amadou Ba, Kandidat der Regierungskoalition Benno Bokk Yakaar (BBY) des scheidenden Präsidenten Macky Sall, gratulierte in einer schriftlichen Erklärung „Präsident Bassirou Diomaye Diakhar Faye zu seinem Sieg in der ersten Runde“. Er wünsche ihm „viel Erfolg zum Wohle des senegalesischen Volkes“.

Zahlreiche Glückwünsche hatte der 44-Jährige bereits zuvor erhalten. Anta Babacar Ngom, die einzige Kandidatin, gratulierte Faye schon gegen Mitternacht im Kurznachrichtendienst X: „Herzlichen Glückwunsch an Bassirou Diomaye Faye für seinen unbestrittenen Sieg. Das Volk hat gesprochen und wir respektieren seine demokratische Entscheidung voll und ganz.“

Eine Stunde später folgte Khalifa Sall, einstiger Bürgermeister der Hauptstadt Dakar und ebenfalls Präsidentschaftskandidat. Er schrieb, dass Diomaye Faye ganz weit vorne liege. Partystimmung hatte es auch auf Dakars Straßen gegeben.

Eigentlich nur Ersatzkandidat

Faye war eigentlich nur der Ersatzkandidat für den linken Oppositionsführer Ousmane Sonko, einer der wohl beliebtesten Politiker des Landes, der nicht selbst antreten konnte, weil er in Haft saß. Sonkos Anhänger hielten das für politische Verfolgung, es gab Unruhen mit Toten. Er kam erst kurz vor den Wahlen frei, ebenso wie Faye – und letzterer steht nun möglicherweise auf dem Sprung in den Präsidentenpalast.

Die Wahlkommission hatte sich bis Montagnachmittag noch nicht offiziell geäußert. Zwischendurch hieß es, dass nicht vor Dienstag verlässliche Ergebnisse vorliegen würden und ein amtliches Endergebnis am kommenden Freitag. Anders als in anderen westafrikanischen Ländern wird in Senegal allerdings sehr zügig ausgezählt.

Mit einem Sieg in der ersten Runde vermeidet Senegal eine Stichwahl zwischen Diamoye Faye und dem Regierungskandidaten Amadou Ba. Die ersten inoffiziellen Zahlen gaben diesem 31 Prozent. Bei seiner Stimmabgabe am gestrigen Sonntag in Dakar sagte er noch, er sei „sehr zuversichtlich“, bereits im ersten Wahlgang zu gewinnen.

Lange Schlangen vor den Wahllokalen

Die Wahl zum fünften Präsidenten des westafrikanischen Staates mit 18 Millionen Ein­woh­ne­r:in­nen war mit großer Spannung erwartet worden. Eigentlich hätte sie bereits am 25. Februar stattfinden sollen, doch Präsident Macky Sall sagte sie kurzerhand ab. Bei landesweiten Protesten kamen anschließend vier Menschen ums Leben.

Schon vor Öffnung der Wahllokale am Sonntagmorgen waren die Schlangen lang, und Menschen mussten lange auf ihre Stimmabgabe warten. Verschiedene Beobachtermissionen bezeichneten den Wahltag als friedlich. Auch habe es keine nennenswerten technischen Probleme wie fehlende Stimmzettel und verspätete Öffnungen der Wahllokale gegeben. Die Be­ob­ach­te­r:in­nen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowa)s sagten, sie seien „im Großen und Ganzen zufrieden“.

Bassirou Diomaye Faye gab am Sonntag seine Stimme in seinem Heimatort Ndiaganiao in der Region Thiès ab. Er war erst Mitte März aufgrund des neuen Amnestiegesetzes aus dem Gefängnis entlassen worden und hatte für den Wahlkampf nur eine gute Woche Zeit. Gegenüber Jour­na­lis­t:in­nen sagte er, dass es in Wirklichkeit nur eine Souveränität gebe, und zwar die des Volkes.

Die indirekte Aufforderung, ein guter Verlierer zu sein, lieferte er gleich mit: Es gebe keinen Grund, demokratische Traditionen nicht fortzuführen, „nämlich dass dem Sieger gratuliert“ werde. Dann könne Senegal auch wieder zum Alltag übergehen.

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