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TV-Serie „Helgoland 513“Nicht mehr als Stückwerk

Die ehrgeizige TV-Serie „Helgoland 513“ schafft es nicht, eine abgeschlossene Geschichte zu erzählen. Dabei war die Grundidee vielversprechend.

Bedrohliche Grundstimmung: Die Beteiligten der Serie „Helgoland 513“ samt Bürgermeisterin (Martina Gedeck) Foto: Sky

Wer schon mal auf Helgoland war, wird sich wundern, denn die Außenaufnahmen der von Sky produzierten TV-Serie „Helgoland 513“ wurden auf Sylt und Amrum gedreht – und das sieht man auch. Die Serie spielt zwar auf der Titelinsel, die im Jahr 2039 der einzige Ort ist, der nicht im Chaos einer globalen Epidemie untergegangen ist. Aber die schicken Hütten mit Reetdach, in denen die Inselbewohner leben, stehen offensichtlich in den Dünenlandschaften von nordfriesischen Inseln und nicht auf den felsigen Böden der Hochseeinsel.

Knapp daneben also! Und das kann man auch von der ganzen Serie sagen, die offensichtlich sehr ambitioniert und aufwendig produziert wurde, aber beim Schauen keine rechte Freude aufkommen lässt. Der Spaß ist schon deshalb verdorben, weil die erste Staffel mit ihren sieben etwa 45 Minuten langen Folgen nicht viel mehr als eine Exposition bietet und mit einem Cliffhanger endet, nach dem es dann in weiteren Staffeln erst richtig losgehen sollte. Aber da dies die letzte Produktion fiktionaler Stoffe von Sky Deutschland ist, wird es keine Fortsetzungen geben. Und so ist dies kein Spoiler, sondern eher eine Warnung davor, dass hier in über fünf Stunden keine befriedigend abgeschlossene Geschichte erzählt wird.

Dabei ist der Ansatz vielversprechend und aktuell: Es wird davon erzählt, was hätte passieren können, wenn eine Epidemie wie Corona noch verheerender gewirkt hätte. Wenn ein Virus sich global noch schneller und tödlicher verbreitet hätte. Und wenn Helgoland der einzige Ort wäre, den der Krankheitserreger noch nicht erreicht hat.

Während überall anders die Welt im Chaos versinkt, entwickelt sich auf der Insel der wenigen glücklich Davongekommenen ein totalitärer Kleinststaat, der von einer ehemaligen Supermarktleiterin regiert wird, die von Martina Gedeck als eine wild gewordene Kleinbürgerin mit viel machiavellischem Machtinstinkt gespielt wird. Sie ist das Beste an der ganzen Serie und es ist schade, dass man ihr Westentaschen-Waterloo nicht mehr sehen können wird.

Die Welt versinkt im Chaos

Ansonsten leidet „Helgoland 513“ an dem Grundproblem vieler Serien, die in einem fantastischen oder utopischen Erzählkosmos spielen: Die Dreh­buch­schrei­be­r*in­nen und Re­gis­seu­r*in­nen sind so damit beschäftigt, ihre Welten zu bauen, dass die Dramaturgie dabei auf der Strecke bleibt. In weiteren Staffeln wird dieses Manko dann oft behoben, aber „Helgoland 513“ bleibt auch in diesem Sinne Stückwerk.

Nur Martina Gedeck bekommt als die Königin der Insel mit dem passenden Namen Beatrice genug Raum und Text, um sie lebendig werden zu lassen. Die vielen anderen, teils sogar vielversprechend angelegten Figuren bleiben dagegen blass und unterentwickelt – sei es der Inselarzt Marek (Alexander Fehling), der in seinem Labor nach einem Heilmittel sucht, die TV-Influencerin Lola (Katrin Angerer), die mit ihren täglichen Fernsehberichten einen winzigen faschistoiden Propagandaapparat aufbaut oder der „Graf von Hamburg“ (Samuel Finzi), der als der Warlord der Hansestadt über einen Hofstaat regiert, der an die apokalyptischen Trümmerresidenzen aus den Mad-Max-Filmen erinnert. Am Ende der Staffel will er mit seiner Armee von Halsabschneidern gerade in See stechen, um Beatrice vom Thron zu stoßen. Aber die Fortsetzung folgt eben nicht.

Dabei wurden die Trümmerlandschaften des untergegangenen Hamburg (bei dem übrigens die Elbphilharmonie den Michel als sofort erkennbares Wahrzeichen abgelöst hat) vom Regisseur und Showrunner Robert Schwentke mit viel Liebe zum gruseligen, digitalen Detail in Szene gesetzt, und anders als bei den Spielorten auf der Insel sieht man hier auf dem Bildschirm auch einmal das viele Geld, das in diese High-End-Serienproduktion geflossen ist.

Die Serie

TV-Serie „Helgoland 513“, ab 12. 4. auf Sky Replay, Stream auf Wow

Damit wurde auch in den anderen Gewerken sorgfältig gearbeitet. So ist es etwa durch die Kameraarbeit, Ausstattung, Farbdramaturgie und Lichtsetzung gelungen, auf der Insel eine von der Angst gesättigte Atmosphäre zu schaffen, in der die Menschen wie von einem ebenso toxischen, sozialen Virus befallen wirken. Eine schöne Idee war es auch, jede Episode nach einem deutschen Popsong zu benennen und diesen dann auch in einer Schlüsselszene einzusetzen.

Bei „Marmor, Stein und Eisen bricht“ von Drafi Deutscher, „Deine Spuren im Sand“ von Howard Carpendale oder „Auf Wiedersehen“ von Rudi Schuricke sorgt dies für geschickt gesetzte ironische Brechungen. Aber für „Da Da Da“ von Trio waren die Rechte dann wohl doch zu teuer. Daher vermutlich bleibt es bei dem nun komplett witzlosen Titel, der wohl bei der Endabnahme schlicht übersehen wurde.

Dieser kleine Lapsus ist symp­tomatisch für die ganze Produktion, bei der man bei jeder Einstellung den Ehrgeiz spürt, mit dem an internationale Erfolge von deutschen Serien wie „Dark“ oder „Berlin Babylon“ angeknüpft werden sollte. Aber dann hat es doch nicht für Helgoland gereicht, und man musste sich mit Sylt und Amrum durchschummeln.

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