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Es ist nicht schön anzuschauen, wenn in der größten Wirtschafts- und Militärmacht der Welt ein dementer und ein narzisstisch gestörter Kandidat gegeneinander antreten.
Aber ist es nicht so, dass die ganzen strukturellen Probleme der USA langfristig in diese Situation geführt haben? Vom Doppeldefizit, der damit verbundenen Deindustrialierung, dem Konsum auf Pump, der Hypothekenkreditproblematik, der extremen sozialen Spaltung (die noch eine rassistische Komponente hat), der weltweit höchsten Einsperrungsrate, der "US Army als Ersatz für den fehlenden Sozialstaat" (so sagte mir ein Amerikaner) ... Und natürlich das Zweiparteiensystem, das nicht unbedingt zu einer Positivauslese führt.
Obama hat vielleicht zu Beginn wirklich versucht was zu ändern, er trat sein Amt aber 2008 unter denkbar schwierigen Voraussetzungen an. Bernie Sanders, mit dem ein Neubeginn möglich gewesen wäre, ist vom demokratischen Parteiestablishment 2016 als Nachfolgekandidat verhindert worden.
Nun ist es wie es ist. Eine erneute Präsidentschaft von Trump wäre für die fortschrittlichen Kräfte in den USA gewiss übel. Außenpolitisch aber nicht riskanter als der andere mögliche Ausgang. Trump ist kein Krieger. Der einzige Militäreinsatz in seiner Amtszeit galt einem iranischen Warlord, und er dauerte ein paar Stunden.
"Seine Anwälte haben – im Zusammenspiel mit einem ihm freundlich gesinnten Obersten Gerichtshof – dafür gesorgt, dass eine Verurteilung in einem der laufenden Verfahren noch vor dem Wahltermin sehr unwahrscheinlich geworden ist."
Ohne das gut zu finden muss ich aber zu bedenken geben, dass der Supreme Court einstimmig (also auch mit Stimmen der nicht-Trump Richter) Colorada das Recht abgesprochen hat Trump von Bundeswahlen auszuschliessen. In der Sache - ob Trump ein "Aufständischer" ist - haben sie damit nichts entschieden.
Viel mehr Sorgen als um die beiden Kandidaten mache ich mir um die Amerikaner: sie haben, viel viel hautnäher als wir in Europa, mitbekommen, wie DT agiert: haltlos, desinteressiert, ungebildet, lügend, verleumdend, kriminell, verschwörerisch, rassistisch, machohaft, herablassend, schamlos... etc.pp.
Und sie wollen ihn wählen, etwa die Hälfte der Amerikaner. Sie finden das sogar gut.
Vergleiche mit der Geschichte in D vor 100 Jahren bieten sich an.
@Trolliver Mitte der 50er in Heidelberg groß geworden, waren die GI's deine Freunde. Echt. Auch von den Eltern gab es keine Misstöne. Gegen Adenauer schon.
Hatte später einen altgedienten Korea- und zweimaligen Vietnamveteranen als Nachbarn.
Wir haben uns (ohne dass eine Seite seine Position aufgegeben hätte) irgendwann verstanden, gut verstanden.
Die Gegensätze waren krass, nicht wie SPD vs CDU. Eigentlich unüberbrückbar. So wie heute in den USA. Doch wir haben uns arrangiert. Auf privater Ebene.
Der Joe ist ein feiner Kerl. Gegen das Ungeheuer Trump muß er nochmal alle Register ziehen. Auch wenn es nur zu einer Übergabe an eine*n kompetenten Vize reicht. In ca. 4,5 Jahren hat sich das Thema Präsident auch für Trump erledigt.
Ich muss noch ein'n draufsetzen: der Trump hat die Partie nicht "nicht gewonnen". Er hat verloren. Das ist ein riesen Unterschied. Was denken Sie, warum der Trump das Wörtchen "verloren" meidet wie der Teufel das Weihwasser?
Also, auf geht's
im besten Sinne :-)
Das Problem für Biden ist, dass es keinerlei Rolle spielt, wenn Trump aufgrund seiner (vermutlichen) Demenz irgendwelchen sinnfreien Stuss redet. In einer Sekte hat der Chef recht, egal was er sagt.
Wenn Biden selbst aber aufgrund seiner (vermutlichen) Demenz irgendwelchen sinnfreien Stuss redet, dürfte ihn das jedes Mal Wähler kosten
Naja, starker Gegner? Vielmehr scham- und skrupellos.
@Tom Farmer Und genau damit, leider, stark.
@Tom Farmer Ich gebe Ihnen mal Zustimmung. Es ist ein ewiges Problem. Die eher linke demokratische Mitte versucht zu erklären, während die andere Seite der Mitte einfach drauf haut.
Keinen Plan, aber druff uff ...
"Biden (...) muss (...) vital auf Angriffskurs gehen."
Au weia.
Ich sehe relativ wenig Erfolgsaussichten.
Das mantraartig vorgetragene Recht Israels auf Selbstverteidigung verschließt in Deutschland den Blick auf die brutale israelische Kriegsführung.
Vorwahlen in den USA: Trumps Strategie geht auf
Joe Biden steht vor einem harten Endspurt. Um seinem starken Gegner Paroli zu bieten, muss er selbstbewusst und vital auf Angriffskurs gehen.
Seine Strategie geht auf: Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Richmond, Virginia, am 2. März Foto: Jay Paul/reuters
Für Donald Trump war das wirklich ein Super-Dienstag. In 14 von 15 US-Bundesstaaten, die am Dienstag Vorwahlen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur abhielten, gewann Trump mit großem Abstand. Lediglich im kleinen Vermont konnte seine letzte Konkurrentin Nikki Haley ein paar Delegierte gewinnen, mit gerade einmal 4 Prozentpunkten Vorsprung vor Trump. Das Wunder, das sie gebraucht hätte, um wenigstens theoretisch noch eine Chance zu haben, ist ausgeblieben.
Trumps Strategie zur Wiederwahl, die er seit seinem unfreiwilligen Auszug aus dem Weißen Haus im Januar 2021 verfolgt hat, ist bislang voll aufgegangen. Trump erklärte so früh seine Kandidatur, dass er all die Strafverfahren, mit denen er rechnen musste, als politische Instrumentalisierung der Justiz gegen einen oppositionellen Präsidentschaftskandidaten darstellen konnte. Trump, das Opfer des Deep State.
Er wich nie auch nur einen Millimeter von seiner großen Wahllüge ab. Im Ergebnis ist über die Hälfte derer, die bei den republikanischen Vorwahlen ihre Stimme abgaben, überzeugt davon, dass Joe Biden 2020 nur durch Wahlbetrug gewonnen hat. Trump, der Siegertyp.
Seine Entscheidung, an keiner einzigen der TV-Debatten des anfangs recht großen republikanischen Kandidat*innenfelds teilzunehmen, war für ihn goldrichtig: Er war als Elefant im Raum immer dabei, vermied aber, der Konkurrenz zu größerer Aufmerksamkeit zu verhelfen. Trump, die amerikanische Eiche, an der sich die Ferkel aus der Ferne reiben.
Strategische Meisterleistung
Seine Anwälte haben – im Zusammenspiel mit einem ihm freundlich gesinnten Obersten Gerichtshof – dafür gesorgt, dass eine Verurteilung in einem der laufenden Verfahren noch vor dem Wahltermin sehr unwahrscheinlich geworden ist. Das hätte zwar nicht die Mehrheit, aber doch ein paar Wähler*innen abgeschreckt. Trump, der Unantastbare. In nahezu allen Umfragen zur Novemberwahl liegt er gegenüber Joe Biden vorne.
Sein wichtigstes Wahlkampfthema, Sicherung der US-Südgrenze gegen Migration, hat sich auf Nummer 1 in der nationalen Wahrnehmung geschoben, und die Republikaner im Repräsentantenhaus sorgen per Blockade dafür, dass es auch ja nicht von Biden gelöst werden kann. Im Senat wollte der republikanische Fraktionschef Mitch McConnell eine solche Lösung überparteilich herbeiführen – Trump schoss ihn so sturmreif, dass McConnell in ein paar Monaten sein Amt abgibt.
So erratisch, verlogen und wirr Trump in seinen Wahlkampfreden klingen mag: Zumindest bis zu diesem Punkt, an dem er sich die republikanische Kandidatur gesichert hat, ist all das eine strategische Meisterleistung. Auf demokratischer Seite klingen jetzt sämtliche Alarmglocken. Alle wissen, dass es mitnichten ein Selbstläufer ist, den Lügner, Betrüger und Demokratieverächter Trump im November zu besiegen, ganz im Gegenteil.
Joe Biden selbst kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Der 81-Jährige muss mindestens bis November glaubhaft vermitteln, dass sein Alter überhaupt keine Rolle spielt. Wenn er noch ein paarmal Mexiko mit Ägypten und die Ukraine mit dem Gazastreifen verwechselt, kann das richtig nach hinten losgehen. Ob Biden fit für diese Aufgabe ist, wird gleich diesen Donnerstag sichtbar werden: Eine selbstbewusste, vitale, zukunftsgewandte, angriffslustige Rede zur Lage der Nation ist keine Option, sie ist ein absolutes Muss.
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US-Wahl 2024
Kommentar von
Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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