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Situation der KlimabewegungEntering Late-Stage-Klimaproteste

Adefunmi Olanigan
Kommentar von Adefunmi Olanigan

Fridays for Future protestiert bundesweit mit Verdi. Die Bewegung braucht das Bündnis, um weiter relevant zu bleiben. Es bietet aber auch neue Chancen.

Warnstreik von Verdi und Klimastreiks von Fridays for Future Foto: Hannes P Albert/dpa

D ie Klimabewegung ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Ihr klassischer Protest geht zu Ende, aber vielleicht macht sich gerade eine neue Tür auf.

Der für Freitag angesetzte Klimastreik blieb für viele unter dem Radar. Die Auswirkungen des Streiks im Nahverkehr spüren die Menschen in vielen Bundesländern seit Donnerstagmorgen dagegen umso mehr. Kein Klimaprotest würde es schaffen, so deutlich zu machen, dass wir einen guten öffentlichen Nahverkehr brauchen.

Aber dass sich Fridays for Future (FFF) bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi untergehakt hat mit dem gemeinsamen Streikmotto: „Wir fahren zusammen“, geht unter.

Wer braucht hier eigentlich wen, um auf sich aufmerksam zu machen, und was ist mit der Klima­bewegung los? Überhaupt war FFF nach den großen Protesten in Lützerath vor einem Jahr nur noch wenig präsent. Zwar war die Gruppe erst zum Jahresanfang maßgeblich daran beteiligt, dass nach den Correctiv-Recherchen in so kurzer Zeit so schnell so viele gut organisierte Großproteste möglich waren. Aber als Bewegung waren sie auf diesen wenig präsent.

Die Zeit der großen Klimaproteste ist vorbei. Die Bewegung muss sich also die Frage stellen, wie sie weitermachen will.

Die Zeit der großen Klimaproteste ist vorbei. Auch die Letzte Generation will sich nicht mehr auf die Straße kleben. Die Bewegung muss sich also die Frage stellen, wie sie weitermachen will.

Mehr Bevölkerungsgruppen mitnehmen

Das Verständnis, dass die Klimakrise eine große Bedrohung ist, ist durchgesickert – das war ihr Erfolg. Nun geht es aber an die komplizierte Umsetzung einer großen klimaneutralen und sozial-gerechten Umstrukturierung der Wirtschaft. Dabei nur zu rufen: „Die Klimakrise ist wichtig, ihr müsst handeln“, ist vielleicht nicht genug.

Wie das aussieht, wenn es nicht gelingt, die Bevölkerung bei diesem Prozess der Transformation mitzunehmen, wurde in der Debatte zum Gebäudeenergiegesetz deutlich. Und wenn die Politik es nicht schafft, wäre das die Aufgabe der Klimabewegung.

Dafür braucht es viele Gespräche und nicht nur die großen Parolen. Einen Blick in die Breite zu wagen und zu versuchen, mehr Bevölkerungsgruppen mitzunehmen, ist wichtig und richtig. Klimagerechtigkeit zu fordern ohne die Ar­bei­te­r*in­nen – ohne die, die sich heute schon vor steigenden Kosten fürchten – ist unauthentisch.

Deshalb muss sich die Klimabewegung an manchen Stellen auch neu erfinden und dafür muss vielleicht auch ein alter Teil der Identität sterben. Dennoch ist das, was die Klimabewegung aufgebaut hat, nicht zu unterschätzen. Denn die Bewegung ist gut organisiert, darin geübt, Demos anzumelden, für Bühne und Lautsprecher zu sorgen, und lokal gut vernetzt.

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Adefunmi Olanigan
Volontärin
Seit April 2023 taz Panter Volontärin. Vorher Biochemie studiert. Schreibt gerne über Wissenschaft, Gesundheit und soziale Ungleichheit. Aktuell im Berlin Ressort.
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5 Kommentare

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  • +++Denn die Bewegung ist gut organisiert, darin geübt, Demos anzumelden, für Bühne und Lautsprecher zu sorgen, und lokal gut vernetzt.+++



    das hat sich bei den demos gegen rechts sehr bewährt + bewährt sich immer noch. auch die zusammenarbeit zwischen fff+campact.



    die klimakleber haben nicht solche erfahrungen + resourcen.



    fff ist auf dem richtigen weg der vernetzung + dabei recht erfolgreich.



    es hat nicht so furchtbar viel sinn, verdi-verkehrs-streiks mit fff-streiks zu vergleichen.



    die zusammenarbeit, das hand in hand gehen von gewerkschaft + klimabewegung fff ist wichtiger als reine zahlen und direkt spürbare auswirkungen.



    schon immer haben menschen gegenüber verkehrsstreiks auch viel verständnis gezeigt.



    ich erinnere nur an die sog. rote-punkt bewegung i n den 70er jahren als mitfahrangebote bei öffi-streiks.



    das war sehr beeindruckend.



    es gibt reichlich arsenal der bewegungen in D, was umgenutzt im historischen keller liegt bzw. noch nicht genug strategische kreativität. es braucht kluge köpfe. die scheints bei verdi+fff+campact zu geben. ahoi!

  • Wir müssen uns als Menschen updaten. Von Steinzeit auf jetzt. 5.0 statt 1.0. Die Soka Gakkai International hat dafür das Konzept: Die menschliche Revolution jedes einzelnen Menschen. Das funktioniert!

  • Der Ansatz von FFF, gewerkschaftlichen Protest in Branchen zu unterstützen, die für Energie- und Mobilitätswende entscheidend sind, ist eine sehr sinnvolle Idee, dem eigenen Engagement wieder Leben einzuhauchen. Die Mitnahme von größeren Bevölkerungsgruppen ist der logische nächste Schritt, wenn man im Großen etwas verändern will.



    Der momentan wahrgenommene Bedeutungsverlust hat m.E. mehrere Ursachen. Unausweichliche Abnutzungserscheinungen durch den gewohnheitseffekt der Proteste. Die Verlagerung vom Straßenprotest hin zu mehr medialer und politischer Teilnahme. Die mediale Überpräsenz und der kontraproduktive Protest der LG. Und nicht zuletzt die schwierigen Äußerungen von Thunberg und Co. zum Gaza Konflikt.



    Es wäre zu wünschen, dass es generell wieder mehr Leuten dämmert, dass das aktuell beliebte Kochen immer kleinerer Partikularsüppchen am Ende niemanden wirklich satt macht.

  • Da der öffentliche Verkehr unberechenbar geworden ist, zuerst (und wahrscheinlich demnächst wieder) streikt die Bahn, jetzt der ÖPNV, fahre ich vermehrt mit dem Pkw, bin froh einen zu haben und werde ihn auch nicht aufgeben.



    Soviel zur "Verkehrswende".

    • @Pfennig:

      Das ist geradezu lächerlich!



      Die paar Tage Streik im Jahr, noch dazu in der Regel früh angekündigt, stellen nun wirklich nicht den gesamten öffentlichen Verkehr in Frage. Zumal Dein Auto auch mal in der Werkstatt steht oder beim TÜV wartet. Die Netto-Nutzungsdauer ist ja auch beim Auto nicht 100%.



      Im Übrigen muss man nur etwas weiter denken, um zu sehen, dass auch die Kunden von guten Arbeitsbedingungen profitieren. Denn schlecht bezahlte und ausgelaugte Menschen werden keinen guten öffentlichen Verkehr produzieren, zufriedene und finanziell gut ausgestattete aber schon.