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Bündnis fordert KI-RegelnBundesregierung soll handeln

Das europäische KI-Gesetz kippelt auf den letzten Metern vor der Verabschiedung. Nun fordert eine breite Allianz die Bundesregierung zum Handeln auf.

Bildstörung: FDP-Verkehrs- und Digitalminister Volker Wissing bremst beim KI-Gesetz der EU Foto: dts Nachrichtenagentur/imago

Eine breite Allianz von Ak­teu­r:in­nen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft fordert die Bundesregierung dazu auf, der europäischen Regulierung für künstliche Intelligenz (KI) zuzustimmen. „Der AI Act stellt eine Verbesserung für Ver­brau­che­r:in­nen dar, etwa bei den Betroffenenrechten“, erklärte Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), am Montag.

In einem bereits am Sonntag veröffentlichten Brief fordert das Bündnis die Bundesregierung auf, dem EU-Gesetz zuzustimmen. „Die Verordnung kann die Entwicklung menschenzentrierter und vertrauenswürdiger KI in Europa und weltweit fördern“, heißt es dort. Die Befürchtung: Kippt die Einigung, wird es auf absehbare Zeit kein umfassendes Gesetz zur KI in der EU geben. Denn im Sommer steht die Europawahl an – und mit einer befürchteten Machtverschiebung nach rechts wären Bürgerrechte noch schwerer zu verankern.

Auch Verbände, in denen Künst­le­r:in­nen und Kulturschaffende organisiert sind, fordern in einem offenen Brief die Zustimmung. „Für Urheber:innen, Künstler:innen, Kultur- und Medienschaffende bietet der Kompromiss das absolute Mindestmaß an Schutz“, heißt es hier.

Eigentlich gilt die finale Abstimmung als Formalie, hatten sich EU-Parlament, Kommission und Rat doch bereits im Dezember geeinigt. Doch diese Einigung war im Wesentlichen eine mündliche. Bei der Verschriftlichung sind eigentlich schon gelöste Konflikte wieder entbrannt. So sieht die aktuelle Fassung des KI-Gesetzes für die Mitgliedstaaten etwa wieder mehr Überwachungsbefugnisse vor.

Das FDP-geführte Digitalministerium bremst

Aus Kreisen der Bundesregierung war zuletzt zu vernehmen, dass das FDP-geführte Verkehrs- und Digitalministerium bremst. Kritikpunkt sollen insbesondere neue Regeln für Unternehmen sein. Bundesminister Volker Wissing hatte sich bereits in den vergangenen Monaten gegen eine Regulierung der besonders leistungsfähigen KI-Basismodelle ausgesprochen. Das Ministerium teilte dazu mit, die Prüfung des Vertragstextes noch nicht abgeschlossen zu haben.

Kann sich die Bundesregierung nicht auf eine Zustimmung einigen, wird sie sich enthalten. Doch für eine Verabschiedung in der EU ist eine Zustimmungsquote nötig. Mindestens 55 Prozent der Mitgliedstaaten, das sind aktuell 15 Staaten mit einer Bevölkerung von mindestens 65 Prozent, müssen mit Ja votieren. Da es auch aus anderen bevölkerungsreichen Staaten wie Italien und Frankreich Vorbehalte gibt, könnte die verhandelte Einigung auf den letzten Metern kippen.

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2 Kommentare

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  • A I is worse than climate-exchange.

    Mo Gawdat

  • Da fällt ja nix vom Himmel, sondern es wird eine Fortschreibung der alten und bekannten Problematik in Brüssel und Berlin geben, nur mit neuen AkteurInnen. Zeitnahe praxisrelevante und auch realistisch umzusetzende neue Gesetze und Verordnungen, die nicht nur verwirren oder verwässert werden, das verlangen BürgerInnen und das hilft in naher Zukunft.



    Das E-Rezept hat schon erste Bedenken untermauert.



    Ein Versagen wäre Wasser auf AfD-Mühlen.



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    "Genau 73 Mal taucht das Wort „digital“ im Koalitionsvertrag der Großen Koalition auf – mehr als in jedem anderen zuvor. Um Anschluss an die Weltspitze bei den technologischen Entwicklung und vor allem deren Nutzung in der Praxis zu finden, muss einiges passieren."



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    Quelle



    www.deutschlandfun...chland-es-100.html