Osnabrücks Ex-OB Wolfgang Griesert: Mal wieder peinlich

Angrenzend an das Grundstück von Osnabrücks Ex-OB Wolfgang Griesert soll ein Mehrfamilienhaus gebaut werden. Nun will Griesert den Bau verhindern.

Wolfgang Griesert

Da war er noch Oberbürgermeister: Wolfgang Griesert im Februar 2016 Foto: dpa | Friso Gentsch

OSNABRÜCK taz | Wolfgang Griesert? Wer es erträgt, zuweilen RTL einzuschalten, weiß: Das ist der Vater von Niko Griesert, 2021 dauerlächelnder Rosenverteiler in der peinlichen Dating-Show „Der Bachelor“. Aber natürlich ist Wolfgang Griesert nicht nur Vater. Der CDU-Politiker war bis 2021 acht Jahre lang der bisweilen peinliche Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück, zuvor leitete er ebenfalls acht Jahre lang das städtische Bau- und Umweltdezernat.

Doch Ruhe kehrt über den Ruheständler noch immer nicht ein, jüngst wusste die Neue Osnabrücker Zeitung zu berichten: Griesert, der in seiner Zeit als Dezernent auch für den Wohnungsbau zuständig war, zieht gegen dringend benötigten Wohnraum zu Felde, will einen Mehrfamilienhaus-Neubau in Osnabrück verhindern. Über seinen Anwalt legte er Widerspruch gegen die Baugenehmigung ein. Der Neubau soll nämlich auf Grieserts Nachbargrundstück entstehen, was ihm offenbar gar nicht passt – Not in my Backyard! Der Ausgang ist bislang offen.

Auch in seiner Amtszeit hatte Griesert zuweilen nicht gut ausgesehen. Unvergessen die bittere Empörung von Osnabrücks namhaftem Fahrrad-Aktivisten Daniel Doerk, der Griesert in seinem Blog „it started with a fight“ Mitte 2016 anging, als in Osnabrück der „Haseuferweg“ eröffnet wurde: Viele Radfahrer sind dabei, Griesert ist es auch. Aber: „Natürlich ist er nicht mit dem Fahrrad gekommen, sondern mit Auto und Chauffeur“, ätzte Doerk. „Wieder mal ein deutliches Zeichen, was er vom Radverkehr hält.“

Dass Griesert die touristische Trasse dann auch noch fälschlich als Radschnellweg bezeichnete, gab der Sache den Rest. Doerks Überzeugung wuchs, dass das Stadtoberhaupt „von Radverkehr nicht viel versteht“.

Es gab auch gute Momente

2018 erlitt Griesert eine krachende Niederlage, als er dem Rat der Stadt empfahl, sich dem Appell des Bündnisses „Seebrücke Osnabrück“ nicht anzuschließen, die Stadt zum „sicheren Hafen“ zu erklären und zusätzliche Flüchtlinge aufzunehmen. Grüne, SPD, Unabhängige Wählergemeinschaft/Piraten, FDP und die Linke stimmen ihn letztlich nieder.

Sicher, Griesert hatte als Stadt-Chef auch gute Momente: Nach der Tötung von George Floyd Mitte 2020 sagte er bei der Hissung eines Banners „Black Lives Matter“ auf dem Platz vor dem Rathaus, es sei „unbestritten, dass ­People of Colour wegen ethnischer Zuschreibungen alltäglichen institutionellen und anderen Formen des Rassismus ausgesetzt sind“. Es gebe „strukturelle Ungleichheiten, auch bei uns“.

Aber da ist eben auch sein kruder Zoff mit dem Rat der Stadt um die Neugestaltung der City-Problemzone Neumarkt, in dem er mit einem irritierenden Alleingang viel Kopfschütteln auslöste. Auch als er 2020 muslimische Gebetsrufe in Osnabrück genehmigte, entschied das Griesert „hochherrschaftlich im Alleingang“, wie es Volker Bajus, Fraktionschef der Grünen, damals in einem offenen Brief schrieb. Griesert musste sich beim Rat entschuldigen.

Was von Griesert in Erinnerung bleibt? Manch hübsches Foto mit Amtskette. Und vielleicht auch sein Baustreit. Er schweigt zu ihm, von der taz um Kommentierung gebeten.

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